Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
2 Auf der Planwiese pflegten auch die zwei Töchter des alten 5) 
die schneeweiße Wäsche zum Bleichen auszubreiten; war aber das Wetter 
dazu im Grunde nicht günstig, oder störte sie sonst öfteres Heqüngnis 
oder des Holzhauers Axtschlag, dann bleichten sie auf der Wiese, 
wo rote und weiße Weißeritz ihre Wasser mischen. 
Manchmal verlangte es die beiden Töchter des Nix auch nach 
menschlicher Gesellschaft; dann kamen sie wohl nach Lübau, wenn in der 
Schenke die Fiedeln zum fröhlichen Tanze aufspielten, und tanzten da 
mit den jungen Burschen, so daß sie nichts von den Bauerndirnen 
unterschied, wie ein handbreiter nasser Streifen am Saume des Ge- 
wandes. Sie ließen sich dann auch wohl von ihren Tänzern manch- 
mal bis an den Nixentump geleiten, entschwanden aber, dort angekom- 
men, plötzlich ihren Augen; nie hat man gehört, daß sie einem Burschen 
den Zugang zum Nixentump eröffneten. 
211. Die Seebergsjungfer. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 143.) 
Geht man von Eisenberg auf dem Fußwege nach der Hütt' und 
nach dem Orte Kunersdorf, so kommt man aus dem Walde auf die 
Heide, die sich von Eisenberg bis gegen Kunersdorf und vom alten 
Seeberg bis hinab an die Straße ausbreitet. Der untere Deil besteht 
aus schönem Wiesengrunde, den man nur die „Haderwies“ nennt. 
Über dem Eisenberger Walde liegt ein kleiner, stark mit Schilf bewach- 
sener Teich, der „Haderwiesteich“ genannt. Gegenüber demselben, einige 
hundert Schritte aufwärts, quillt aus steinigem Boden ein Bächlein. 
Diese Quelle hält sehr gutes Wasser, welches immer rein und kühl ist, 
und heißt das „Quakbrünn'““. 
Vor Zeiten kam oft die Seebergsjungfer herab, um sich in dem 
Teiche zu baden. Die Hütbuben, welche das Vieh auf der Haderwiese 
weideten, sahen sie oft dahin kommen. Sie war halb Fisch und halb 
Mensch. Einstmals war nur ein Junge auf der Wiese. Da stand auf 
einmal die Seebergsjungfer vor ihm und fragte, ob er sie wohl erlösen 
möchte, sie wolle ihm so viel Geld geben, daß er die Haderwiese 
kaufen könnte. Der Junge war damit zufrieden. Hierauf sagte sie 
ihm, er solle sich jetzt vom Teiche entfernen und nicht eher kommen, 
als bis sie ihm winken würde. Wenn er ohne Erlaubnis komme, so 
werde es ihm nicht gut gehen. Der Hütjunge lief eiligst weg, und 
während er nach seinem Vieh sah, badete sich die Seebergsjungfer in dem 
Teiche. Als sie fertig war, winkte sie dem Hütjungen. Der kam und 
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