Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
nn und warf mit Steinen nach ihr. Weinend kehrte sie • 
dem Seeberge zurück und in der folgenden Nacht hörte man sie bis 
hinab nach Barthelsdorf weinen und jammern. Lange Zeit kam sie 
nicht mehr, um zu baden. 
Auch erschien sie den Leuten oft in Gestalt eines alten Weibes. 
Eines Tages ging ein Weib von Eisenberg in den „Busch“, um 
Holz einzuführen. Als sie am Seeberge ankam, ihre Huck niedersetzte 
und Holzstücke aufklaubte, sah sie ein altes Weib, welches ihrer Arbeit 
mit Aufmerksamkeit zusah. „Wohin geht Ihr?“ fragte das Eisenberger 
Weib. „In's Gebarg'sche!“ (übers Gebirge) antwortete die Alte und 
verschwand vor den Augen des Holzweibes. Diese hatte aber gesehen, 
daß sie hinter sich einen Fetzen von ihrem Kleide nachschleppte; es war 
also die Seebergsjungfrau gewesen. 
über die der deutschen Sage fremdartige Erscheinung einer Wassernixe, halb 
Mensch und halb Fisch, s. die Einleitung zu diesem Abschnitte. Noch mag darauf 
hingewiesen werden, daß auch die Nixe der Totenlache zwischen Schleusingen und 
Nappelsdorf hinter sich einen häßlichen Fischschwanz schleppt. (O. Richter, Deutscher 
Sagenschatz, 3. H., No. 19.) 
212. Der Kobold zu Lauter. 
(Chr. Lehmann, Hist. Schauplatz, S. 949.) 
Im Jahre 1695, kurz vor Weihnachten, ereignete sich zu Lauter 
in einer Schenke bei einem Fleischhacker in der Kammer, wo er mit 
seinen Kindern geschlafen, von ungefähr 9 bis 11 Uhr abends, und 
von 1 bis 3 Uhr nach Mitternacht, bei der Kinder Bette ein Kratzen, 
welches sie in der Ruhe merklich störte. Anfänglich hielt er's für eine 
große Ratte und hat fleißig aufgestellt, aber nichts gefangen. Mit der 
Zeit hat's auch angefangen so laut zu pochen, daß man's im Keller 
hat hören können, und hat den Kindern keine Ruhe gelassen. Ein Knabe 
von zwölf Jahren hat fleißig gebetet und zu ihm gesagt: „Laß mich 
doch in Ruhe; wenn du nicht mit beten willst, auch nicht beten kannst, 
so gehe deiner Wege!“ und ist dabei unerschrocken gewesen. Im Januar 
1696 hat ein Kind von ohngefähr ein Band in den Händen mit ins 
Bette genommen, welches das Ungetüm dem zulaufenden Volk, durch 
ein Astloch der Decke herab ins Haus steckend, gezeigt und damit ge- 
spielt; wenn es jemand hat ergreifen wollen, ist's entwischt und bald 
zu einem andern Loch auf solche Weise herunter gehangen worden. Ge- 
dachter Fleischhacker hat dabei sein Geld aus einem verschlossenen Kasten 
f und ist dazu gekommen, daß es eine ganze Bürde Wäsche 
  
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