Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
214. Der Kobold zu Thalheim. 
(Lehmann a. a. O., S. 952.) 
Bei dem Oberförster zu Thalheim war ein Kobold im Hause, 
welcher den Leuten große Last und Schalkheit anthat, daß sie nicht 
mehr bleiben konnten. Endlich brannte das Haus weg; etliche meinten, 
das böse Ding hätte es angezündet, andere, der Hausherr hätte es 
selber lassen anzünden, um das Ungetüm los zu werden. Da sie aber 
ihre Sachen ausgeräumt hatten und auf einem Wagen davon fahren, 
lässet es sich unter denselben mit vernehmlicher Stimme hören: „Wären 
wir nicht so gerannt, so wären wir wohl mit verbrannt."“ 
Ursprünglich sind die Kobolde schützende Hausgeister; sie gehören als Geister, 
der Vorältern zur Famtlie, daher ist auch ihre Anhänglichkeit zu letzterer und allem 
was ihr gehört, erklärlich. Ihre neckische Natur ist ein späterer Zusatz. 
Rochbolz erzählt in „Deutscher Glaube und Brauch“ (I. S. 162.), daß man 
eine Wohnung abbrach, um dem darin spukenden Gespenste zu entgehen. Als man 
aber mit dem letzten Fuder alten Holzwerks in den Nenbau einfuhr, sprang der 
Kobold als Katze zusammengebuckelt vom Wagen in die offene Scheune. 
  
215. Schalkheiten des Kobolds in einem Hause zu Annaberg. 
(Christ. Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 951.) 
In eines Geistlichen, des M. Enoch Zobels Bürgerhause zu Anna- 
berg hat sich im August und September des Jahres 1691 folgendes 
begeben: 
Es hat mit Auf= und Niedergehen, Klappern, Schlagen, Auf- 
und Zumachen der Thüren, Werfen, Fallen, Verschleppen des Haus- 
rats, Rufen, Lachen, Zupfen bei den Kleidern, schimpfliches Necken 
einer Magd viel seltsame Händel getrieben. Bisweilen ist es als ein 
dunkelgrauer fortrauschender Schatten erschienen und hat sich einst mit 
einem nackenden Arm erblicken lassen; im verschlossenen Gewölbe sahe man 
Licht brennen, es steckte grünes Waldreisig auf die Hausthüre, des- 
gleichen es auch auf und an den Spiegel gethan. Im hintern Hof- 
gewölbe hat sichs hören lassen, als ob Bergleute arbeiteten. Eine 
Kugel hat es die Treppe herunter ins Haus geworfen. Alte Kleider 
hat es hervorgetragen und seltsam aufgehängt. Den Schlafenden 
wollte es die Betten nehmen, bei Tage hat es etliche Betten verschleppt 
und brennendes Licht auf den Boden getragen. Einem wachenden 
beherzten Bürger überfiel etwas in der Nacht, seinen Gedanken nach 
# ein zottiger brauner Bär. Es sah bisweilen zum Stallfenster heraus 
  
167
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.