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eine bezaubernde Fernsicht auf das gesegnete Schlackenwerther-Lichten-
städter Becken, die Ruine Engelhaus, auf das Mittelgebirge und einen
Teil des Egergebietes; rechts streckt der Pleßberg, links der Kobold-
stein sein Haupt empor. Zu letztgenanntem Berge, der eine herrliche
Aussicht gewährt, gelangt der Reisende in südlicher Richtung. Dahin
wandert die Einwohnerschaft der Bergstadt Joachimsthal am Oster-
montage um ein Uhr morgens. Vor Sonnenaufgang sieht man oben
die Kobolde tanzen; doch die Auferstehung des Herrn verkündend, ge-
wahrt man die Sonne, bevor sie sich ruhig über den Horizont hebt,
vorerst dreimal emporhüpfen.
Man will jetzt den „Koboldstein“ zu einem „Kobaltsteine“ machen, weil da-
selbst Kobalterz mit Hornstein zu gewinnen sei. (Karl Viktor Ritter von Hansgirg.)
Fremdartig ist in unserer Sage, daß Kobolde, welche doch vorzugsweise Hausgeister
sind, auf einem Berge tanzen; jedoch mag daran erinnert werden, daß Kobolde
auch zuweilen als Waldgeister auftreten.
217. Der Kaspar des Greifensteins.
(M. Spieß, Aberglauben 2c., des sächs. Obererzgebirges. Programm-
arbeit. 1862, S. 39. Gießler, Sächs, Volkssagen, S. 116.
Auf dem Greifensteine bei Geyer läßt sich der Kaspar sehen.
Er erscheint in weißen Hosen, rotem Fräckel, großen Kanonenstiefeln
und Bonaparthut. Man erzählt: Eines Tages, nachmittags 4 Uhr,
als die Arbeiter eines Steinbruchs, welcher dem Greifenstein sehr nahe
liegt, ihr Brot verzehrten, ruft aus Unmut einer von den Arbeitern
gegen die Höhe des Felsens: „Komm, Kaspar, iß mit!“ In demsel-
ben Augenblicke kommt ein großer Stein vom Felsen herab und fällt
gerade neben dem Arbeiter hin.
218. Geist Mützchen.
(Gräße, Sagenbuch des K. Sachsen, No. 554.)
Nicht weit von Freiberg ist ein Gehölz, das heißt der heimische
Busch, und in demselben hauste vordem ein Kobold, den die Leute
Mützchen nannten und damit an den bekannten Kobold Hütchen er-
innerten. Geist Mützchen gehörte zu jenen gespenstischen Hockelmännchen,
die sich den Reisenden und solchen Leuten, die im Walde Geschäfte
hatten, aufhockten und sich weite Strecken tragen ließen, bis die Leute
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