Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

hinein, siehe da waren aus allen Maien junge Mägdlein geworden, 
welche schöne Gläsoͤr in den Händen hatten. Da sprangen alle eilig 
wieder in die Stube, faßten sie an und sprangen mit ihnen um das 
Bierfaß herum. Wie sie sich aber ein wenig umschauen, da haben die 
Damen Teufelsklauen an Händen und Füßen, ein großes rundes Auge 
mitten im Kopfe und an diesem Ziegenhörner. Ei, wie teuer wurde 
ihnen jetzt das Lachen, wie gern wären die Hengste jetzt hinaus und 
davon gewesen! Aber sie mußten ausharren und bei etlichen Stunden 
also herumhüpfen, daß ihnen der Angstschweiß an allen Orten aus— 
brach und sie endlich für tot niedersanken. Zwar haben sie sich bald 
wieder erholt, aber ihre lose Pfingstlust war ihnen für immer ver— 
gangen. 
Oft zog der Katzenveit als fahrender Schüler im Lande herum- 
und foppte die Wirte. So kam er einst als armer Student zu einer 
Wirtin und legte sich ohne Weiteres in ein schönes Gastbett. Sie aber 
trieb ihn heraus, er aber stahl ihr das Bett und verkaufte es. Ein 
anderesmal sah er, daß eine Schankwirtin gebratene Tauben am Spieße 
stecken hatte; als sie nun aus der Küche abgerufen ward, huschte er 
hinein, nahm sie mit sich und aß sie ungescheut in der Stube am Tische 
auf. Wie nun die Frau das sah und ihr Eigentum vermißte, fragte 
sie ihn, wie er zu den Tauben komme, und er antwortete: „Wie kommt 
der Tag zum Winde (sintemal es gerade sehr stürmte)?“ Damit nahm 
er die andere gestohlene Taube beim Kopfe und fraß sie auch auf. 
Endlich kam er einst in ein Dorf, wo ein geiziger Pfarrer wohnte, 
der niemandem etwas gab, sondern alle Ansprechenden entweder selbst, 
in einem dicken Bauernpelz vermummt, oder durch seine Leute oder 
mittelst seines Kettenhundes forttrieb. Bei diesem trug er sich so an, 
als gehe er auf Freiersfüßen und wolle seine Tochter ehelichen. Da 
nahm man ihn mit Freuden auf, der Vater ließ etliche Tauben zu- 
richten und braten und die Mutter lief etliche Male vom Feuer weg 
und ließ die Küche leer stehen. Nun zog er schnell mitgebrachte junge, 
abgerupfte Raben aus dem Ränzel, lief zum Herde, spießte sie an 
und so wurden sie zusammen fertig. Als sie aber aufgetischt wurden, 
da partierte er letztere auf den Teller des Pfarrers und seiner Frau, 
und kehrte es also, daß die rechten Tauben auf den seinigen kamen, 
dann aber machte er sich, nachdem sein Appetit gestillt war, aus dem 
Staube. 
Einst fragte man ihn, warum jetzt alles so teuer sei, und er 
antwortete, es gebe jetzt mehr Tribulierer und Flegel als sonst, be- 
sonders junge Drescher, die Prokuratoren hießen und sich für ihre Dienste 
allemal zuvor bezahlt machten, also, daß wenig in den Scheunen blieb. 
□– 
  
173
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.