Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Das hörte zufällig ein Advokat, der dabei stand und sprach: —5 
recht mein Knecht!“ und indem er ihn bei der Hand faßte, sagte er: 
„Ich greife nach dem Flegel und marschiere auf die Tenne in Willens, 
den Rest vollends auszuklopfen und darauf zu schlagen, bis ich das 
Stroh aufreibe.“ Aber jener nicht faul, packte den Rabulisten bei der 
Kartause, fuhr ihm erstlich über's Maul, warf ihn dann zu Boden und 
sprach: „Halt, Geselle, ich muß dich ein wenig zudreschen!“ und indem schlug 
er mit allen beiden Klöppeln auf die ungegerbte Garbe los, daß das Schrot 
und Korn haufenweise (denn der Geizhals hatte eben einen Haufen 
Geldes bei sich) aus dem Strohjunker heraussprang, also daß der 
neue Drescher nicht allein eine große Ernte an ihm hielt und seine 
Säckel anfüllte, sondern auch die Zuschauer eine gute Nachlese halten 
konnten, weil der Katzenveit ihn wund geschlagen. So hatte der 
Patient keinen Beweis, seinen Beleidiger zu verklagen, und damit zu 
wuchern, sondern er mußte die Stöße hinnehmen, als hätte ihn ein 
Hund gebissen. 
  
Es ist bereits in der Einleitung zu diesem Abschnitte auf die Ähnlichkeit des 
erzgebirgischen Katzenveit mit dem Rübezahl des Riesengebirges hingewiesen worden. 
Unter den derben Neckereien des ersteren erinnert z. B. die mit dem kotigen Bieneu— 
korbe an eine Sage von Rübezahl; derselbe verkaufte nämlich Bienenkörbe, welche 
mit Menschenkot bestrichen waren. (Das Riesengebirge in Wort und Bild, 4. Jahrg 
1. und 2. H., S. 11.) Beiden Sagengestalten ist die Fähigkeit, verschiedene Ge— 
stalten anzunehmen, sowie Gegenstände zu verwandeln, gemeinsam. 
  
220. Ein Stückchen vom Pumphut. 
(Jugenderinnerung eines gebornen Nosseners. 
In der Beiermühle bei Siebenlehn sprach einmal der gespenstige 
Mühlknappe an, der seines eigentümlich geformten Hütchens wegen 
„Pumphut“ genannt wurde. Die Leute waren eben beschäftigt, ein 
neues Wasserrad einzusetzen, sahen den Fremden gar nicht an und 
fertigten ihn kurz ab. Kaum war Pumphut weiter gegangen, so fand 
sich, daß die Zapfen am Rade zu kurz waren. Die Zeugarbeiter, 
die ihr Werk so sorgfältig wie immer ausgeführt hatten, zerbrachen 
sich den Kopf, bis einer auf den Gedanken kam, der Fremde möge 
wohl Pumphut gewesen sein und ihnen einen Schabernack angethan 
haben. Sofort eilten sie ihm nach und bald sahen sie ihn gemächlich 
an der Mulde weiter wandeln, aber so sehr sie auch rannten, sie konnten 
ihn nicht einholen, auch hörte er lange nicht auf ihr Rufen. Endlich 
blieb er stehen, erwartete sie und kehrte nach vielen Bitten mit um 
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