Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
nach der Mühle. Dort klopfte er mit seinem Hütchen rechts und 22 
an das Rad und nun paßte alles vortrefflich. Da ihm nun alle Ehre 
erwiesen ward, bannte er noch die Sperlinge, die dem Müller immer 
viel Schaden gethan hatten. Seitdem soll sich kein Sperling mehr 
dort wohlbefinden. 
In Gräßes Sagenschatz von Sachsen (No. 672) ist eine im Wesentlichen mit 
der unsrigen übereinstimmende Sage vom Pumphut mit der Burkhardtsmühle im 
Vogtlande verknüpft; eine andere Sage, die Gräves Lauf. Sagen entlehnt ist und 
auch von Karl Haupt mitgcteilt wird, verlegt die Begebenheit nach Volkersdorf (Sagen- 
schatz No. 841.) Ebenso teilt Veckenstedt in seinen Wendischen Sagen und Mär- 
chen S. 86 2c. drei Überlieferungen mmit, nach denen Pumphut Mühlwellen ver- 
kürzte. Mehr noch als durch seine übernatürlichen Künste, wie das Fahren in 
papiernen Kähnen über Flüsse, z. B. die Mulde, das Zerschneiden eines Mühl- 
steins in Bautzen, das Auffangen von Kugeln in seinem Hute u. a. m., er- 
scheint uns Pumphut durch sein Ende und eine Begebenheit in seiner ersten 
Kindheit als ein dämonisches Wesen. Da er noch als Kind in der Wiege lag, verschwand 
er plötzlich und an seiner Stelle fand sich eine Schlange; wie ihn nun seine Eltern 
vergeblich überall gesucht hatten und wieder in die Wiege blickten, lag er auf einmal 
frisch und gesund in derselben. Hier tritt die dämonische Schlange an die Stelle 
des ebenfalls dämonischen Wechselbalgs. Pumphut wurde endlich nach seinem Wan- 
derleben, auf dem er hauptsächlich Mühlen aufsuchte, von einer Schlange, welcher 
ein Kopf nach dem andern aus dem Halse wuchs, bis es an die Hundert waren, 
lebendig verzehrt. 
Eine wendische Sage bezeichnet ihn als großen Nix, der aber nicht gern im 
Wasser lebte. (Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, No. 220 und Veckenstedt, Wen- 
dische Sagen und Märchen, S. 86 2c.) 
221. Das Züdel. 
(Lehmann, Hist. Schauplatz, 2c. S. 930. Gräße, Sagenschatz d. K. 
Sachsen No. 561.) 
Man kennt im ganzen Erzgebirge ein Kindergespenst, das soge- 
nannte Jüdel (richtiger „Gütel“, von gut) oder Hebreerchen und er- 
zählt, daß, wenn die kleinen Wochenkinder während des Schlafs die 
Augen halb aufthun, die Augäpfel in die Höhe wenden, als wollten 
sie etwas sehen, dabei zu lächeln scheinen und dann wieder fortschlafen, 
manchmal auch zu weinen anfangen, daß das Iüdel mit ihnen spiele. 
Damit nun aber die Kinder nicht ferner von demselben beunruhigt 
werden, so kauft man ein kleines, neues Töpfchen samt einem Quirlchen, 
und zwar so teuer, als man es bietet, ohne zu handeln; da hinein 
wird von dem Bade des Kindes gegossen und es dann auf den Ofen 
gestellt und man sagt, das Jüdel spiele damit und plätschere das Wasser 
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