Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
märchen, 1. B. No. 44) zeigt letzterer seinem Paten in einer unterirdischen Höhle 
die Lebenslichter der Menschen, und vielleicht ist auch auf die gleiche Vorstellung der 
Gebrauch zurückzuführen, daß man in katholischen Ländern bei Begräbnissen dem 
Sarge brennende Lichter voranträgt, oder am Vorabende des Allerseelenfestes Wachs- 
lichtchen anzündet. 
  
227. Die unheimliche Fackel. 
(Heger und Lienert, Ortskunde von Schmiedeberg i. B., S. 61.) 
Man hat bei Schmiedeberg dann und wann Frrlichter gesehen, 
die man unheimliche Fackeln nannte. Die Leute hüteten sich, mit den- 
selben Bekanntschaft zu machen und wichen ihnen aus, wo sie konnten. 
Einst soll im Bogenhaus, in der Nähe des „letzten Pfennigs“, 
ein Mann durchs geöffnete Fenster eine unheimliche Fackel bemerkt und 
ihr vorwitzig zugerufen habe: „Komm her auf Courage!“ In diesem 
Augenblicke erhielt er von unsichtbarer Hand eine tüchtige Ohrfeige; 
die Fackel aber war verschwunden. 
  
Eine tüchtige Ohrfeige erhielt auch vom Frrlichte jener Schulmeister, welcher 
demselben bei der sogenannten Lerch am Saalwalde im reußischen Oberlande mit 
den Worten entgegentrat: „Was bist Du für ein Licht?“ Neben der Ohrfeige er- 
hielt er noch die Antwort: „Kümm're Dich um Dich, ich bin ein Licht für mich!“ 
(Eisel, Sagenbuch des Vogtl., S. 163.) 
  
228. Dämonische Gestalten am Grundtümpel bei Wildenau. 
(Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz., S. 207 und 208.) 
Zu Wildenau ist im Pöhlwasser ein unheimlicher Ort, der Grund- 
tümpel genannt, da sich das Wasser einer Stuben groß in die Runde 
dreht, und sich öfters darin allerlei Spukgestalten sehen lassen, als Weiber, 
Männer und Pferde. Man hat auch in selbiger Gegend bis nach 
Schwarzenberg und Sachsenfeld viel Irrwische und feurige Drachen zie- 
hen und spielen sehen. Wenn die Leute aus Raschau nach Wildenau 
gingen, oder von Schwarzenberg herüber gehen wollten, hat es sie oft 
die ganze Nacht irre und gar nahe an den besagten Tümpel geführt, 
so daß sie beim Anbruche des Tages an dem Wasser gesessen haben. 
Teilweise ist ihnen ein Fischer mit Hamen begegnet, der sie bis 
an die Dorfhäuser täuschte, so daß sie 10 bis 12 Wochen darnach 
krank gelegen haben. Im Jahre 1624 wollte Andreas Illings Vater 
am Wildenauer Berge mit seinem Pferde arbeiten; da kam ein fremdes 
weißes Pferd mit allem Geschirr gelaufen und spannete sich selbst an. 
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