Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

seiner Ohnmacht und Kraftlosigkeit darstellt, so daß er von aenhiss 1 
List überflügelt wird. Dies geschieht z. B., wenn er junge Mädchen, 
wie auch im Erzgebirge erzählt wird, heimsuchen will.“) Ein gläubiges 
Bekenntnis Christi jedoch vertreibt ihn; gottlosen Säufern und Fluchern 
aber dreht er die Hälse um; hier hat er Macht über den Menschen. 
Obschon der Teufel ein natürlicher Feind der Menschen und unter 
diesen besonders der Müller ist, vielleicht weil diese das ernährende 
Mehl liefern, so baut er auch wieder unter gewissen Bedingungen 
Mühlen auf. Bei Wehrau in der Oberlausitz wurde er von einem 
Müller betrogen, so daß er in seinem Zorne dessen Mühle, von wel- 
cher nur noch ein Wehr, „das Teufelswehr“ vorhanden ist, zerschmet- 
terte. Ein „Teufelswehr“ giebt es auch in der Mulde oberhalb Auer- 
hammer; doch scheint eine dazu gehörige Sage verloren gegangen zu 
sein. — Teuflische Tiere sind Katze, Kuckuck, Rabe u. a.; über dieselben 
werden noch einige Bemerkungen bei den einzelnen Sagen folgen. 
Felsen, welche gegenwärtig die Bezeichnungen „Teufelsstein“ und 
„Teufelskanzel“ tragen, waren vielleicht heidnische Opferplätze. Einen 
Teufelsstein, mit welchem eine Wundersage verknüpft ist, giebt es bei 
Lauter. Teufelskanzeln kennt man an der Göltzsch zwischen Auerbach 
und Mühlgrün und zwischen Waldkirchen und Grün bei Lengenfeld. 
Denselben Namen führt auch der obere Teil des Friedrich-August-Steins 
in Schöneck. 
  
*) In Böhmen sagt man, wenn der Wirbelwind dahin fährt, darin fahre die 
Braut, welche sich der Teufel von der Erde holt. (Grohmann, Aberglauben und 
Gebräuche aus Böhmen und Mähren, S. 35.) 
. 239. Eines Schmied's Tochter in Platten ist vom Teufel besessen. 
(Meltzer, Historia Schneebergensis, S. 1148 — 1153.) 
Im Jahre 1559 hat sich zu Platten, der Schneebergischen Kolonie, 
wo damals noch alles evangelisch gewesen, ein Teufelsspiel geäußert, 
da der Satan eines Schmieds Tochter, mit Namen Anna, leibhaftig 
besessen und sie grausam gequälet, bis er wieder ausgetrieben worden. 
Bemeldete Schmieds Tochter hat sonst ein gutes Zeugnis gehabt, wie 
sie christlich, keusch und züchtig gelebt, zur Kirche gegangen, das heilige 
Sakrament oft gebraucht und die Evangelien mehrenteils auswendig 
gelernt; aber doch wäre sie zu Fastnacht aus Verhängnis Gottes vom 
bösen Geiste besessen und darauf krank niedergeworfen worden. Zu 
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