Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

Ostern habe man die leibliche Besitzung des Teufels verstanden, . 
dem der Satan aus der Jungfrau leibhaftig zu reden angefangen und 
in der Stube in der Gestalt eines Kuckucks, Rabens und einer Hummel 
sich sehen und mit solcher Vogelstimme sich hören lassen und je länger 
je mehr von Tag zu Tag wunderliche Dinge geredet, sonderlich bei 
dem großen Zulauf des Volkes von Einheimischen und Fremden. Und 
wenn der Name Jesus genannt worden, habe er sich in der Jungfrau 
Augen gesetzt und ihr dieselben wie große Henneneier aus dem Kopfe 
herausgetrieben, daneben die Zunge einer Spanne lang wie eine zu- 
sammengeflochtene Wiede zum Mund herausgestreckt und ihr das An- 
gesicht auf den Rücken gewendet. Wenn sie einmal Ruhe gehabt und 
gefragt worden, wie es ihr ginge, habe sie kurz geantwortet, es dünke 
sie, als wenn sie stets auf einem Wasser läge und ertrinken solle, 
aber es kämen noch allewege fromme Leute und hülfen ihr davon. 
Einstmals habe der Teufel bekannt, daß die Jungfrau ihn zu Fast- 
nachten in einem Trunk Bier unter einer Fliege Gestalt getrunken, 
nachdem er ihr zwei Jahre nachgegangen wäre. Ein frommer Mann, 
mit Namen Elias Hirsch, ist alle Nacht bei der Jungfrau gewesen, hat 
ihr vorgebetet und sie getröstet. Einstens habe der böse Geist zu ihm 
gesprochen: „Elias, thue einen Reihen oder Tanz mit mir, tanz vor 
oder tanz nach!“ Und da Elias geantwortet: „Du Schelm, Du ge- 
hörest nicht unter die Menschen, mit ihnen zu tanzen, tanze in das 
höllische Feuer!“ so habe er wieder geantwortet: „So gehe hinweg, 
Du wirst einen feinen Tanz sehen.“ Und indem er angefangen zu 
pfeifen, wäre eine Katze zur Stube herein, und ein Hund unter dem 
Tische hervorgelaufen, und diese hätten miteinander einen langen Tanz 
gethan, bis die Katze wieder zur Stubenthüre hinaus, und der Hund 
sich auch wieder verlaufen. Dergleichen seltsame Possen hätte der 
Teufel noch mehr angerichtet. Endlich aber ist er aus der Jungfrau 
durch der Priester und vieler frommen Christen Gebet und Seufzen 
getrieben worden und wie ein Fliegenschwarm zum Fenster hinausge- 
fahren, nachdem er vorher von der Jungfrau ein Glied, dann einen 
Nagel vom Finger und zuletzt nur ein Haar begehret, gleichwohl aber 
nichts erhalten. Dabei hat er gesagt: „Alle, die nicht gern zur Kirche 
gehen wollen, selbst daheim lesen, zum Sakramente nicht gehen, im 
Fressen, Saufen und Wucher liegen, sind alle mein mit Leib und 
Seele. Und sofern diese Buße thun wollen, so will ich ausfahren.“ 
Zu dem mit anwesenden Geistlichen von Schlackenwerthe sagte er noch: 
„Und Du Pfaff von Schlackenwerthe, vermahne die Deinen zur Buße, 
dahin fahre ich!“ Welches denn dieser Pfarrer seiner Gemeinde 
öffentlich auf der Kanzel auch angesagt mit Vermahnung zur Buße. 
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