Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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*——!•41. — — — 
243. Der Teufel erscheint zu Freiberg einem Bergmanne. 
(Moller, Theatrum Freib. Chron. II., S. 203.) 
Zu Anfang der Reformation lag zu Freiberg ein ehrlicher Berg- 
mann, namens Benedix Reisiger, sehr krank darnieder. Zu diesem ist 
der Teufel mit einem langen Papier, fast einer Kuhhaut gleich, ge- 
kommen und hat gesagt, er wäre als Notar abgefertigt, alle Sünden, 
die er begangen, aufzuzeichnen. Dabei hat er sich beim Bette nieder- 
gesetzt, Feder und Tinte zur Hand genommen und den Bergmann ernst- 
lich vermahnt, ihm die Sünden aufzuzählen. Wiewohl nun der Berg- 
mann etwas darüber erschrocken, so hat er doch wieder Mut gefaßt, 
sich des Herrn Christi getröstet und geantwortet: „Ich bin ein armer 
Sünder, das bekenne ich; willst Du meine Sünden ja aufschreiben, 
und bist Du deswegen hergekommen, so schreib oben an: „Des Weibes 
Samen Jesus Christus hat der Schlange den Kopf zertreten.“ Wie 
solches der Teufel gehöret, ist er alsbald mit Papier und Tinte ver- 
schwunden, daß nichts als ein übler und abscheulicher Gestank von 
ihm übrig geblieben. Der Bergmann aber ist im festen Glauben an 
das Verdienst Christi kurz darauf sanft und selig verstorben. 
  
244. Der Teufel ängstigt einen Bergmann. 
(Moller, Theatrum Freibergense. II., S. 393.) 
Es geschahe im Jahre 1609, daß ein Bergmann, welcher sonst 
seines stillen und eingezogenen Wandels wegen gutes Lob gehabt, in 
der Fastnachtszeche von einem andern zu Uppigkeit und etlichen leichten 
Reden über Gott und göttliche Dinge verleitet wurde. Unter andern 
meinte er, daß er schon gute Gesellen genug in der Hölle antreffen 
würde, für den Fall er einmal dahin käme. Diesem Bergmanne nun 
ist eines Abends auf dem Heimwege der Teufel in schrecklicher Ge- 
stalt erschienen, hat ihm gedroht und gesagt, daß, wenn er erst rechte 
Macht über ihn habe, wolle er ihn an den Ort führen, wo er seine 
guten Gesellen fände. Der Teufel ist auch eine Zeit lang neben ihm 
in die Grube und aus derselben wieder herausgefahren, so daß der 
Bergmann nirgends Ruhe fand. Endlich suchte er Trost bei seinem 
Beichtvater, nahm das heilige Abendmahl, mied böse Gesellschaften und 
begann wieder ein gottesfürchtiges Leben. Darauf hat sich der Teufel 
nicht wieder bei ihm sehen lassen. 
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