Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

seinen Grundfesten, der zum Strom angeschwollene Waldbach **- 
Dasselbe wegzureißen, allein kaum schlug es Eins, so war alles wieder 
still und der Mond leuchtete silberhell durch die finstern Wolken. 
So ward nun Käthchen ihres höllischen Bräutigams ledig, und 
nach zwei Jahren ehelichte sie ein wackerer Bergmann aus Frohnau, 
der ihr schon längst sein Herz geschenkt hatte, der Bergmeister aber 
verlieh demselben die Stelle des alten Günzer, der sich nunmehr zur 
Ruhe setzte und den Rest seines Lebens bei seinen Kindern zu verleben 
gedachte. Noch schenkte ihm Gott zehn Jahre und er hatte die Freude, 
innerhalb dieser Zeit drei Enkel auf seinen Armen zu wiegen. 
Als ihn aber Gott abrief, da vergaß sein Käthchen nicht, welches 
Los er mit ihr geteilt und wie die Fürstin der Berge sie herr- 
lich geführt hatte. Darum ließ sie ihren Vater an jener Stelle am 
Felsen bestatten, wo der Engel denselben gespalten hatte, und nun 
ging sie jeden Tag hin, um dort für das Seelenheil des geliebten 
Verstorbenen zu beten. Dies that sie lange Jahre, bis sie selbst eine 
Greisin war. Einst aber ging sie auch, um an dem Grabe ihres 
Vaters zu beten, und kehrte nicht zurück, und als ihr Mann und ihre 
Kinder hinausgingen, um sie zu suchen, da fanden sie nur ihre Leiche; 
aus dem Felsen trat aber ein Engel im. Rosenlicht, küßte die Entseelte 
auf die Stirne, nahm ihr das Demantkreuz ab und schwang sich da- 
mit zum Himmel auf. Der tiefbetrübte Gatte aber rief einige seiner 
Kameraden herbei und brach ihr ein Grab in den Felsen ein, und als 
Raum genug vorhanden war, um den Sarg hineinzusetzen, und die 
Leidtragen eben damit beschäftigt waren, denselben an seinen Ort zu 
stellen, da schwebten zwei Engel herab, hoben ihn von der Bahre, 
stellten ihn in den Felsen und schlossen denselben wieder mit einem 
großen Quadersteine so geschickt, daß niemand mehr sehen konnte, wo 
die Offnung gewesen war. Seit jener Zeit aber nennt man jenen 
Felsen, wo Käthchen den ewigen Schlaf schläft, den Käthelstein. 
  
250. Hans Heilings-Felsen. 
(Deutsche Volkssagen. Herausgegeben von den Brüdern Grimm. 
2. Aufl. 1. B., No. 329.) 
An der Eger, dem Dorfe Aich gegenüber, ragen seltsame Felsen 
empor, die das Volk „Hans Heilings-Felsen“ nennt und wovon es 
heißt, vor alten Zeiten habe ein gewisser Mann, namens Hans Heiling, 
im Lande gelebt, der genug Geld und Gut besessen, aber sich jeden 
Freitag in sein Haus verschlossen und diesen Tag über unsichtbar ge- 
  
200
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.