Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

war es verboten worden, das geringste zu geben. Da kam der e 7 
wieder und bot etliche Hühnchen zum Verkaufe an; aber auch jetzt wurde 
er abgewiesen. Er kam zum dritten Male und verlangte nur eine Birne 
vom Baume im Garten; doch erlangte er nichts. Endlich kam er und 
bekannte, daß seine Frau brennende höllische Schmerzen habe und bat, 
so sie etwas gebraucht, es weg zu thun. Damit wurde es offenbar 
und mußte der Mann mit Weib und Kind davonlaufen. 
  
H. Heine erzählt in seinen Sagen, Märchen und Bildern aus dem Harze 
(No. 79), daß einst eine Hexe, welche Milch verzaubert hatte, jämmerlich verbrüht 
und zerstochen wurde, als der Wirt, gegen den die Zauberei gerichtet war, die 
Milch kochte und dann mit einer Gabel in der kochenden Milch herum fuhr. 
  
265. Die Heren am Walpurgisabende. 
(Spieß, Aberglaube 2c. im Erzgeb., Progr., S. 13; z. T. mündlich.) 
Am Walpurgisabende, dem Abende vor dem 1. Mai, zünden überall 
im Erzgebirge Knaben auf hochgelegenen Punkten Besen an und springen 
damit herum; es wird geschossen, geschrieen, mit Peitschen geknallt und 
mit Bretern zusammengeschlagen, um ein rechtes Getöse hervorzurufen. 
Dies geschieht, um den Hexentanz darzustellen, oder, wie allgemeiner 
behauptet wird, um die zum Blocksberg ziehenden Hexen zu vertreiben. 
Am Walpurgisabende ziehen auch die Hexen ein, und man muß daher 
Besen oder landwirtschaftliche Geräte vor die Stallthüre legen, um 
sie abzuhalten. In Neustädtel erzählt man: Als Karl der Große die 
alten Sachsen vom Brocken oder Blocksberg jagen wollte, kamen die 
Hexen und allerhand Gespenster mit glühenden Besen und auf Ziegen- 
böcken geritten, um ihn zu vertreiben. 
  
Walpurgis, welche in der Mitte des 8. Jahrh. lebte und eine Tochter des 
Königs Richard von England war, wurde später heilig gesprochen und als Beschützerin 
gegen den Bosheitszauber verehrt. Die angezündeten Feuer sind die Opferflammen 
für die Frühlingsgöttin Ostara; das Umherspringen ist ein Rest der alten religiösen 
Tänze; die Hexen, welche in der Walpurgisnacht eine so große Rolle spielen, sind 
die weisen Frauen, welche Kräuter kochten und, mit dem Priesteramt bekleidet, als 
„Alrunen“ in dem germanischen Götterkultus auftreten. Sie versammeln sich in der 
ersten Mainacht auf dem Hörsel= und Inselberge in Thüringen, auf dem Stoffelsteine 
bei Bamberg und an vielen anderen Orten, besonders aber auf dem Blocksberge im 
Harz. In Schweden war ihr Sammelplatz die kleine Felseninsel Blakulla, zwischen 
Oeland und Smaland gelegen; dorthin reisten sie aber am grünen Donnerstage. 
Die Böcke, mit denen nach unserer Sage die Hexen nach dem Blocksberge ziehe n, 
sind die Opfertiere. 
  
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