Vor dem Eintreten der Hexen schützen drei Kreuze an der Stallthüre oder
die Buchstaben C. M. B. (Kaspar, Melchior, Balthasar, nach der Legende die Namen
der heiligen drei Könige); oder man legt einen alten Besen oder ein Stück frischen
Rasen vor die Thürschwellen.
Es mag schließlich noch darauf hingewiesen werden, daß der Glaube an Hexen
in den indischen Cakint, Dakint und Tegini, welche kraft mythischer Zaubersprüche
des Nachts durch die Lüfte reiten und ihre Tänze abhalten, eine Parallele findet.
Es ist demnach die Vorstellung von weiblichen Unholden bereits der indogermanischen
Urzeit eigen, und so mag vielleicht unserm Worte „Hexe“ die Wurzel, cak, mächtig
sein, zu Grunde liegen. (Fr. Hirsch, Gesch. der Deutsch. Litteratur, I., S. 6.)
266. Der wunderliche Katzentanz.
(Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, No. 507.)
Am 1. Mai des Jahres 1726 ist ein gewisser zuverlässiger Mann
im Erzgebirge von einem Orte zum andern gereist und am Abend bei
düsterer Witterung bei einem Walde vorbeipassiert, da denn er sowie
sein Begleiter, den er bei sich hatte, ein dem Anschein nach in einem
Hause scheinendes Licht bemerkt, welchem beide in der Hoffnung, eine
Herberge zu finden, zugelaufen. Nachdem sie aber näher und näher
gekommen, hören sie eine zum Tanz gehende Musik, und der eine von
ihnen geht aus Neugierde ans Fenster und wird durch selbiges gewahr,
daß eine große Anzahl Katzen darin zu finden, davon etliche musicieren
und die andern darnach tanzen. Sein Begleiter beschließt nun, in
das Haus hineinzugehen, wird aber von dem andern davon abgehalten,
und jetzt nimmt einer von ihnen wahr, daß seine große Hauskatze eben-
falls dabei anzutreffen. Aus Entsetzen gehen beide fort und kommen
in spätester Nacht nach Hause. Als nun des andern Tags zu Mittag
sich die große Hauskatze bei der Mahlzeit in der Stube einfindet,
spricht ihr Hausherr, sie anschauend: „Nun, Du machtest Dich gestern
Abend auch sehr lustig!“ Da springt ihm alsbald der alte Kater auf
den Hals und kratzt ihn in den Kopf und das Gesicht, hätte ihn auch
sicherlich getötet, wofern nicht das Hausgesinde herzugelaufen und mit
Schlägen und Schreien diesen verteufelten Feind abgetrieben.
Diese Sage hat viel Ahnlichkeit mit der vom sogenannten Katzenberge zwischen
Leipzig und Merseburg. Um die Mitte des 16. Jahrh. ist nämlich ein Bischof von
Merseburg, namens Michael, ein großer Katzenfreund gewesen und hat eine große
schwarze Katze besessen. Dieser Bischof ist einst nach Leipzig gereist und hat auf
dem oben genaunten Hügel, der nachher davon seinen Namen bekam, eine ganze
Katzengesellschaft angetroffen. Er rief derselben im Scherze zu: „Ihr Katzen, seid
ihr alle beisammen?" Da hat eine geantwortet: „Es mangelt keine, ausgenommen
Bischof Michael seine Katze.“ Bei seiner Rückkehr erzählte er seiner Katze die wun-
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