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derliche Begebenheit und fragte zugleich, warum sie den andern Katzen nicht Gesell—
schaft geleistet? Alsbald fuhr die Katze zum Fenster hinaus und ist nicht mehr ge-
sehen worden.
Katzen sind Hexentiere, sie bilden entweder das Gespann der Hexen, oder
diese nehmen die Gestalt jener Tiere an.
Auf der Brüßlerstraße zu Dendermonde liegt ein Haus, worin sich ehedem
eine Brauerei befand. Hier diente Hans Zimmermann als Knecht. Da er sein
Handwerk sehr gut verstand, so konnte er nicht begreifen, warum das erste, zweite
und dritte Gebräu mißlang. Nun hatte er aber bemerkt, daß jedesmal, wenn er
am Brauen war, eine Katze rund um den Kessel lief. Als er sein viertes Gebräu
begann, und die Katze wieder miauend um den Kessel strich, redete er sie in der
Überzeugung an, daß sie eine Hexe sei; er bekam zwar nur ein Mian zur Ant-
wort, worauf sie weglief, aber bald mit einem Dutzend Katzen wieder zurückkam;
die faßten sich Pfote an Pfote und begannen einen Tanz um den Kessel, wobei sie
unaufhörlich sangen: „Hansken Temmermann vroeg aen my: Katze, van wear kom
drgy?“ (Hänschen Zimmermann mich frug: Kätzchen, woher kommst denn Du?)
Da wurde Hans böse, füllte einen Eimer mit dem kochenden Bier und goß das
über die Katzen hin. „Miau! Mian!“ schrien alle und verschwanden, das Gebräu
aber glückte. Am andern Morgen jedoch sah man im Rochusgäßchen sechs Frauen
mit verbrannten Gesichtern tot auf der Straße liegen. Da blieb kein Zweifel mehr,
wer die Katzen gewesen waren. (Nork, Sitten und Gebräuche der Deutschen,
S. 556.) Eine ähnliche Sage erzählt Leibing (Sagen und Märchen des bergischen
Landes, No. 64). Nach ihm verwundete ein Brauknecht zwei Katzen, die eine am
Ohr und die andere büßte eine Pfote ein; am andern Tage hatte die Frau des
Braumeisters ein zerschmettertes Ohr und eine andere Frau in der Nachbarschaft
hatte ein Stück eines Fußes eingebüßt. Auch Jacob Grimm weist in seiner Deutschen
Mythologie (S. 623) darauf hin, daß viel von verwundeten Katzen erzählt wird, die
man hernach an verbundenen Weibern wieder erkannte.
Ebenso fehlen auch die gleichen Überlieferungen der slavischen Sage nicht. Zu
einem Bauer in Saspow in der Nieder-Lausitz kam oft eine graue Katze in den Stall
und das Vieh wurde krank. Als diese Katze mit einer Düngergabel in den Hals ge-
stochen wurde, sprang sie weg. Am andern Tage hatte eine Frau im Dorfe mehrere
Löcher im Halfe; diese war die Hexe. — Ahrliches geschab in der Mühle bei Leipa
im Spreewalde, wo viele Katzen des Nachts einen fürchterlichen Spuk trieben, bis
endlich der zu Hülfe herbeigezogene Scharfrichter mit dem Messer eine Katze in die
Pfote schnitt. Am andern Tage hatte die Frau des Amtmanns im nächsten Dorfe
eine kranke Hand und es hieß, sie habe sich geschnitten. (Veckenstedt, Wendische Sagen,
S. 281 und 292.)
267. Das Schmatzen der Toten in den Gräbetn.
(Moller, Theatrum Freiberg. Chron. II., S. 254. Wilisch, Kirchen-
Hist. v. Freyberg 2c. II., S. 378.)
Im Jahre 1552 hat in den Dörfern um Freiberg die Pest
grassiert, sonderlich starb viel Volk zu Hermsdorf, Claußnitz und
Dittersbach. Das Volk glaubte dabei, daß die toten Körper in den
Gräbern anfingen zu essen und einer den andern nachholete. Etliche,
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