271. Festgemachte werden von ihrem Wesen und ihrer geheimnis—
vollen Kraft befreit.
(Lehmann, Hist. Schauplatz, S. 873 u. 874.)
Im Jahre 1652 lebte zu Satzung ein ehemaliger Soldat, Michael
Vogel, welcher der Festigkeit wegen ein Amulet am Halse trug und
nun beim Trunk immer Zank und Schlägerei anfing. Als er aus dem
Kriege nach Hause kam, warf er das Amulet weg, aber es kam aus
Feuer und Wasser wieder. Endlich wurde sein Beichtvater auf das
Amulet aufmerksam und nahm es an sich. Michael Vogel sagte, er
müsse es mit gewissen Ceremonien abnehmen, doch der Priester ver—
sicherte, der Teufel habe über ihn keine Gewalt, er wolle es schon
wegschaffen. Damit ging er zu einem Schmied und warf es ins Feuer.
Da fuhr's zur Esse hinaus mit Ungestüm und platzte wie ein Doppel-
haken. Darauf wurde der Kerl ganz anders, friedlich und sittsam.
Ahnliches begab sich 1639 in Grünhain. Ein junger Fleischer
hatte sich bei den damals auf Scharfenstein liegenden Schweden fest
machen lassen; davon wurde er so blutdürstig und unbändig, daß er
beim Trunk keines Menschen Freund war. Als er sich aber verhei-
ratete und in die Zunft aufnehmen ließ, trachtete die Freundschaft da-
rauf, wie er die Festigkeit los werden möchte. Man brauchte allerlei
Mittel, aber vergebens, bis endlich einer die Teufelei aus dem Leibe
purgierte und eine Hummel von ihm kam.
Sowohl die römische als auch germanische Götterlehre erzählt uns von Göttern,
welche unverwundbar waren. Cygnus, der Sohn Neptuns, konnte von keinem Pfeil
verwundet werden und ebenso wurde Baldr durch die Gunst seiner Mutter Frigg
gegen alle Waffen geschützt. Nur das Holz des Strauches Mistiltein (Loranthus
europaeus) tötete ihn, da Frigg von demselben keinen Eid gefordert hatte. Wie
Götter wurden auch Helden unverwundbar. Siegfried badete sich im Drachenblute,
das seine Haut fest gegen Waffen machte; nur wo das Lindenblatt zwischen seinen
Schultern gelegen, war er verwundbar. Im Mittelalter hielt man die sogenannte
Waffensalbe, die Gemskugel, die Wurzel Doronicum, das Nothemde u. s. w. für
Mittel, um sich waffenfest zu machen. (Nork, Sitten und Gebräuche d. D. S. 707).
Auch die Lansitzer Sage erzählt von Hieb= und Stichfesten. Das Garn zu einem
Nothemde, welches auch hier als Zaubermittel dient, muß von einem Mädchen unter
7 Jahren gesponnen, die Nähte müssen mit Kreuzstichen gemacht und schließlich müssen
noch drei Messen darüber gelesen werden. (Haupt a. a. O. I. N. 240.)
272. Der Räuber Hartenkopf bei Zelle ist kugelfest.
(Gräße, Sagenbuch d. K. S., No. 362.)
Im Zellwalde bei Kloster Zelle und zwar besonders in dem alten
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