Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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Gemäuer, welches gemeine Leute für den Stadel eines alten Nonnen- 
klosters ansehen, hatte sich ein Fleischer, namens Hartenkopf aus Sieben- 
lehn, festgesetzt und beschlossen, hinfüro von Raub und Mord zu leben, 
weswegen die Leute den Fußweg, der von Siebenlehn nach Roßwein 
führt, nicht mehr sicher wandeln konnten, noch wollten. Weil sich nun 
dieser Schnapphahn nicht nur am Leibe festgemacht, sondern auch mit Ge- 
schütz und Gewehr versehen, also daß allen denen, so ihm zu nahe 
kommen würden, der Tod drohte, konnten die aufgebotenen Landge- 
richte und Amtsunterthanen, weil jeder für seine Haut fürchtete, wenig 
schaffen, bis endlich eine von Roßwein aus kommandierte kurfürstlich 
sächsische Korporalschaft vom Leibregiment zu Roß dieses Raubnest er- 
sprengte, und weil die bleiernen Kugeln an dem Räuber nirgends haf- 
ten wollten, haben sie endlich noch mit einem eingeladenen silbernen 
Knopfe den Zauber gelöst und den Leib zugleich mit gefällt. 
  
Die durch Hülfe des Teufels erworbene Kugelfestigkeit besteht nicht gegen einen 
geerbten silbernen Knopf. Von einem solchen wurde der Stadtkommandant Bruse von 
Greifswalde, auf welchen mehr als zwanzig schwedische Kugeln erfolglos abgeschossen wor- 
den waren, getötet. (Temme, Pommer'sche Sagen, No. 244.) Ebenso erzählt eine 
Sage, wie der Reitknecht König Augusts des Starken den seinen Herrn verfolgenden 
Husaren durch einen silbernen Knopf niederschoß. (Johannes-Album, Chemnitz 1857. 
2. T. S. 181.) An die Stelle des silbernen Knopfes treten auch silberne Kugeln. 
Nach einem rumänischen Volksliede konnten den Freischarenführer Pintye nur drei 
silberne Kugeln, drei Maß Frühjahrsroggen und drei Nägel von einem Frühlings- 
fohlen verwunden. (Jahrbuch des Ungarischen Karpathen-Vereins XII., S. 87.) 
  
273. Der Holzmüller von Neudorf. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 317.) 
In der sogenannten Holzmühle zu Neudorf bei Sebastiansberg 
lebte einst ein Müller, der war so reich, daß er den Fußboden seiner 
Stube mit lauter harten Thalern gepflastert und darüber erst die Dielen 
gelegt hatte Er verstand aber auch die schwarze Kunst. Als er ein- 
mal ganz allein in der Mühle war, drangen plötzlich zwölf Räuber in 
die Stube und forderten sein Geld. Der Müller hieß sie niedersetzen 
und that, als ob er das Geld holte. Bald aber merkten die Näuber, 
daß sie nicht aufstehen konnten. Nun baten sie den Müller, er möge 
sie loslassen; der erbarmte sich, schnitt aber jedem mit seinem Messer 
ein Zeichen ins geschwärzte Gesicht und entließ sie. Als er nun am 
nächsten Sonntage seine Verwandten besuchte, fand er in ihren Gesichtern 
das eingeschnittene Zeichen. Oft schon hatte man versucht ihn zu er- 
  
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