denen, welchen es beschieden war einzutreten, vergessen werden. ( *
Wundersagen.) Frauen, welche mit einem Kinde eintreten, lassen in
der Hast, womit sie die Schätze zusammenraffen, ihr Kind zurück; sie
finden dasselbe im nächsten Jahre an gleichem Tage wohlbehalten mit
einem Apfel in den Händen in der Schatzkammer wieder.
In diesen Überlieferungen erkennen wir den Mythus, in welchem
der Kreislauf des Jahres erscheint. Das Kind mit dem Apfel in der
Hand bedeutet die Fruchtbarkeit des Jahres; die Erdgöttin (Freija)
hat das Kind zu sich genommen und läßt es erst nach Ablauf eines
Jahres wiederfinden. (S. Ludwig Zapf in der Leipziger Illustr. Zei-
tung, No. 1890.)
Unsere Sagen erzählen uns auch, wie sich die Schätze als Halme
an den Bäumen sommern und dann wieder, wenn sie fortgetragen
wurden, in goldene Ketten verwandelten; sie melden uns von Ziegel-
steinen, Leinwandfleckchen, Kohlen, Hobel= und Sägespänen, Baum-
rinde und Kartoffeln, die zu Gold wurden.
« Wenn auch manche Überlieferungen, wie der Gebrauch der dem
Donar geweihten Hasel als Wünschelrute und die rote, blaue und zu—
weilen gelbe oder weiße Farbe der Wunderblumen, welche dem Blitze
als gleichfarbig erscheinen, in Beziehung zur Gewittergottheit gebracht
werden können, deren Blitz dem Golde gleich aus der finstern Wolke,
dem himmlischen Berge, hervorleuchtet, so meine ich doch, daß auch
viele Schatzsagen auf den heidnischen Gebrauch, den Toten Geld mit
ins Grab zu geben, zurückzuführen und daß zahlreiche Plätze, beson—
ders Berge und Orte, an denen einst Schlösser und Burgen standen,
und an denen die Sage des Volkes Schätze verheißt, zugleich ehemalige
Begräbnisplätze sind. In heidnischen Begräbnisfeldern wurden neben
Münzen und Schmucksachen auch Kohlen vom Leichenbrand gefunden,
und so mochte sich der Glaube bilden, daß überall da, wo in der
Erde an den von Geschlecht zu Geschlecht in nebelhafter Erinnerung
als ehemals geheiligt gehaltenen Orten Kohlen angetroffen wurden,
auch Schätze vergraben lägen; ja die Kohlen selbst wurden später als
durch Zauber umgewandelte Schätze betrachtet. (Nork a. a. O., S. 709.)
Die Toten aber finden nach einem Volksglauben im Grabe keine
Ruhe, so lange sie das mitgenommene Geld nicht wieder an einen
Sterblichen abgegeben haben. Ich verweise dabei auf die Sage vom
Jünglinge zu Weißbach, welcher im Grabe keine Ruhe fand, bis man
den mitgenommenen Pfennig wiedergeholt hatte. Was hier der Volks—
mund vom geringen Pfennig erzählt, das wiederholt er in ähnlichen
Überlieferungen vom Gold und reichen Geschmeide. Überall kehrt in
den Schatzsagen die Erscheinung von Wesen wieder, welche keine Ruhe
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