Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

Im Jahre 1648 starb Hans Haß, ein alter ehrlicher Bürger *. 
Scheibenberg, welcher auf dem Siechbette von seiner Armut am An- 
fange seines Ehestandes folgendes erzählte: Als Wolf Köhler seine 
Tochter Elisabeth weggab, wären wir junge Eheleute gerne mit zu 
Ehren gezogen, aber wir hatten kein Geschenke. Wir gingen am Berge 
grasen und wurden eines Lochs gewahr, das mit einer eichenen Thür 
verschlossen, und gingen etliche Stufen hinein. Da wir Wunders halber 
hinein sehen, liegt ein Fuchs auf einer Stufen. Wir erschraken da- 
rüber, gleichwohl weil sich der Fuchs nicht rührete, gaben wir ihm einen 
Stoß und befunden, daß er tot war. Ich verkaufte den abgestreiften 
Balg, wir gingen auf die Hochzeit und waren lustig. Aber nach selbiger 
Zeit habe ich das Loch nicht wieder finden können, wie fleißig ich auch 
gesucht habe. 
284. Der Geldkeller auf dem Greifensteine. 
(Christ. Lehmann, Histor. Schauplatz 2c., S. 183. Gießler, Sächs. 
Volkssagen, Stolpen (o. J.) S. 104.) 
Unter einem großen Felsen des Greifensteins, wo der Vermutung 
nach ein altes Schloß gestanden hat, ist ein offenes Loch zu sehen, in 
das ein Mann bequem kriechen kann. Von diesem Loch aber wird er- 
zählt, daß einst eine Magd aus dem Vorwerke Hayde, die, wenn sie 
daselbst grasete, öfters mit Namen gerufen wurde, im Beisein einer 
andern Magd auf abermaliges Rufen hineingegangen wäre, mit dem 
Verlaß, wenn sie schreien würde, daß ihr die andere zu Hülfe kommen 
sollte. Es hätte aber die hineingehende Magd einen großen Kasten mit 
Gold und Geld und einen schwarzen Hund dabei liegend angetroffen, 
und auf Befehl einer Stimme das Grastuch damit angefüllt. Als aber 
inzwischen der Eingang ganz enge geworden sei, daß sie auf die andere 
Magd um Hülfe geschrien, wäre der Hund auf sie losgesprungen und 
hätte alles Eingefaßete wieder aus dem Grastuche gescharret, darauf 
sie voller Schrecken von der andern herausgezogen worden, und des 
dritten Tages darauf wäre sie gestorben. 
Besser (indem er wenigstens nicht mit dem Leben büßen mußte) 
erging es einst einem alten Manne aus Geyer, einem gewissen Christoph 
Hackebeil, der von seinem Heimatsorte nach der am Fuße des 
Greifensteins liegenden Gifthütte ging, durch sonderbaren Zufall auf 
den Greifenstein geriet, dort in dem obengedachten Loche entschlief und 
die ganze Nacht und den halben folgenden Tag daselbst zubringen mußte. 
Es ließ ihn schlechterdings nicht fort, und für die Angst und Ver- 
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