em einen war das Glück insofern günstig, als er, wenn auch ohne die
gehofften Schätze, jedoch wenigstens mit heiler Haut davon kam, während
der zweite infolge seiner Verspätung aus dem unheimlichen Raume
nicht mehr zurückkehrte.
295. Die Schätze bei der Prokopikirche in Graupen.
(Erzgebirgs-Zeitung, 1. Jahrg., S. 192.)
Die Sage weiß von großen Schätzen zu erzählen, welche neben
und unter der Prokopikirche in Graupen verborgen liegen. Sie sollen
in Kriegszeiten eingegraben worden sein. Vor Jahren pflügte auf dem
nahen Felde ein Landmann; plötzlich sah er einen elegant gekleideten
jungen Mann vor sich stehen, der bald ein Gespräch mit ihm anknüpfte
und sich eingehend um seine Verhältnisse erkundigte. Der Mann klagte
über die schweren Zeiten, über harte Arbeit und schmalen Verdienst.
„Ei was,“ rief der rätselhafte Fremde aus, „da ist Euch bald geholfen;
geht nur auf den Friedhof der Prokopikirche, dort werdet Ihr knapp
an der Friedhofmauer auf einem Grabhügel ein weißes Tuch erblicken.
An dieser Stelle müßt Ihr so lange graben, bis Geld zum Vorschein
kommt. Finden müßt Ihr es sicher; die Tiere dürft Ihr aber unter
keiner Bedingung auf den Friedhof führen.“ Darauf verschwand der
Jüngling. Der Bauer zog noch einige Furchen, bis die Turmuhr die
zwölfte Mittagsstunde ankündigte. Er wollte aber seine Ochsen nicht
allein lassen und dachte bei sich: Der Jüngling ist ja nicht da und
weiß nichts davon, wenn ich sie mitnehme, zudem postiere ich sie ja
ohnehin nur am Eingange. Gesagt, gethan; er betrat den Friedhof
und bald war auch das bezeichnete Grab gefunden. Nun gings rasch
an die Arbeit und, o Wunder! mit einem Male blenden gleißende
Goldstücke, die eine große, geöffnete Kiste füllen, seine Augen. Er will
darnach greifen, da tritt ein nebelhaftes, graues Männchen dazwischen,
schlägt mit Gewalt den Deckel wieder zu und deutet mit wilder Ge-
berde dem Manne an, er möge sich mit seinem Gespanne gleich von hier
entfernen und den heiligen Ort nicht fürder entweihen. Kaum war
er mit den Tieren draußen, so schlossen sich auch die beiden Thorflügel
mit solcher Wucht, daß ihm der Schlag durch Mark und Bein ging.
Das schlaue Bäuerlein ließ sich indeß durch diesen fruchtlosen Versuch
nicht abschrecken, ging später wieder auf den Friedhof und grub aus
Leibeskräften an jener Stelle; aber die Kiste mit den Goldstücken hat
er nicht wieder gesehen.
E. –
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