Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
296. Der Schatz in der großen Mühle bei Rabenau. 
(Mitgeteilt von Dir. Ludw. Lamer in Hainsberg.) 
In der großen Mühle, welche früher zum Rabenauer Schlosse 
gehörte und durch einen unterirdischen Gang mit demselben verbunden 
gewesen sein soll, war von Raubrittern ein großer Schatz verbannt, 
der nur von einem ganz unbescholtenen Mädchen von zwanzig Jahren 
gehoben werden konnte. Dieser Schatz wurde von zwei kleinen Schatten— 
männchen bewacht, welche von vielen Leuten gesehen worden sind. Diese 
Männchen besuchten das Mühlengebiet öfter und sobald sie dasselbe be— 
traten, blieben alle Werke stehen und waren nicht eher wieder in Gang 
zu bringen, bis die Schattenmännchen wieder fort waren. Sie nahmen 
ihren Rückweg jedesmal durch die zum Wasserbett führende Thür, gingen 
über letzteres weg und verschwanden bei dem daneben befindlichen Keller. 
Bis zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden dieselben gesehen, und ge— 
nau nach hundert Jahren sollen sie wieder erscheinen, wenn der Schatz 
inzwischen nicht gehoben wird. 
Ein Mädchen, welches sich vorgenommen hatte, den Schatz zu 
heben, wurde von ihren Angehörigen gewaltsam daran verhindert, die 
Mühle zu betreten, um sie vor Unheil zu bewahren; sie gebärdete 
sich wie wahnsinnig, so daß man sie anbinden und anschließen mußte; 
darauf verfiel sie in eine hitzige Krankheit und starb bald. 
Ende vorigen Jahrhunderts soll ein Besitzer der Mühle, dessen 
Name vormals auch genannt wurde, mit Hülfe eines Geistesbeschwörers 
den vergrabenen Schatz auch zum Teile gehoben haben; dafür wurde 
er aber von den Geistern so geplagt und verfolgt, daß er die Mühle 
verkaufte und sich bei Dresden von dem Schatze ein großes, schönes 
Grundstück erwarb. 
Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts ließen sich Geister in der 
Mühle sehen, welche den damaligen Besitzer überall so arg verfolgten 
und in Furcht setzten, daß er zuletzt in Wahnsinn verfiel. 
  
297. Der Schatz im Schlosse zu Rabenau. 
(Mitgetheilt von Dir. Ludwig Lamer in Hainsberg.) 
Vor 50 bis 60 Jahren standen von dem Rabenauer Schlosse 
noch mehrere Mauern und Gewölbe und auch ein Altan. Do erzählten 
alte Leute, frühere Raubritter hätten in dem Schlosse einen Schatz 
vergraben, welcher von einer großen, schwarzen Henne mit feurigen Augen 
versetzt oder verbannt sein sollte; diesen Schatz konnte nur derjenige 
finden, welcher eine gleiche Henne mit zur Stelle brachte. Die versetzte 
  
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