Herren von Berbisdorf, deren einer 1530 bei einem Brande
Schlosses auf schreckliche Weise sein Leben verlor. Es war Georg von
Berbisdorf, ein gebrechlicher Greis von 90 Jahren. Um ihn vom
Flammentode zu retten, wollte man ihn, in Tücher gewickelt, zu einem
der Fenster herablassen, allein die in der Eile nicht festgeknüpften
Knoten lösten sich und der unglückliche Alte wurde an den Felsen zer—
schmettert. Nachdem im Jahre 1559 Kurfürst August das Schloß von
Kaspar von Berbisdorf gekauft und zum Sitz eines Amtes bestimmt
hatte, wurde es im März 1639, als am Gründonners= und Karfrei-
tage Banners Schaaren die ganze Umgegend verwüsteten, von drei
schwedischen Reitern in Brand gesteckt und nun von seinen Bewohnern
verlassen. So weit die Geschichte.
In den unterirdischen Gewölben der Ruine des Schlosses Nieder-
lauterstein sollen 3 Kessel stehen, jeder eine Elle hoch und breit, mit lau-
ter gemünztem Golde gefüllt. In einem andern Kessel liegen Edelsteine,
Kleinodien von unendlichem Wert und eine goldene Krone aus den
Zeiten der böhmischen Lehnsherrschaft. Vor alten Zeiten ist ein Mönch-
lein aus Prag gekommen in schwarzen Kleidern, klein von Person
und hinkend. Dieser hat den Schatz heben wollen. Als er aber im
Gewölbe war und die Schätze bereits vor sich sah, schrie er vor Er-
staunen. Die Gewölbe schlossen sich, und von ihren Kleinodien, sowie
von dem mönchischen Geisterbanner hat niemand wieder etwas bemerkt.
Einst ging eine arme Frau, welche Beeren gesucht hatte, des
Abends nach Zöblitz zu. Als sie die Ruine Lauterstein erblickte, sah
sie auf der Höhe eine kleine Kapelle, deren Thüre offen stand. Neu-
gierig stieg sie hinauf, setzte ihr Kind, welches sie bei sich hatte, auf
die Erde, ging in die Kapelle und erblickte hier in einem Kasten vor
dem Altare gemünztes Gold. Sie raffte soviel davon in die Schürze,
als sie tragen konnte; freudenvoll eilte sie damit nach Hause, ihr
Kind und die Beeren vergessend. Nachdem sie das Gold aufgehoben,
gedachte sie ihres armen Kindes. Als sie atemlos wieder auf der Ruine
ankam, war die Kapelle verschwunden, aber auch ihr Kind. Jam-
mernd und klagend ging nun das arme Weib täglich zur Ruine; sie
verwünschte das Gold und wollte es gar nicht wieder ansehen; das
Liebste fehlte ihr ja — ihr unschuldiges Kind. So trieb sie es Jahre
lang. Als sie nach drei Jahren an demselben Tage abermals mit
verweinten Augen die Mauern der Ruine anstarrte, siehe, da zeigte
sich die Kapelle wieder. Freudig eilte sie hinein und traf vor dem
Altare ihr Kind schlafend an. Mit Entzücken preßte sie es an ihr
mütterliches Herz und eilte mit ihm, ohne an den Schatz zu denken,
nach Hause. Als sie den Berg hinunter ging und sich umschaute, war
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