Kinder aber, drei Mädchen von großer Schönheit, hinausgeführt 57
den heiligen Hain und sie hier geloben lassen, dem Glauben ihrer
Väter treu zu bleiben und die heiligen Gebräuche ihres Volkes fortzu-
üben. Als die Deutschen in die Gegend einrückten, brannten sie die Burg
nieder, ließen aber die drei Schwestern, welche unterdessen ein kleines
Gehöfte am Berge bezogen hatten, ziemlich unbelästigt in ihrer Ver-
borgenheit leben. Allerdings traf auch sie, was jetzt über alle ihre
Stammesgenossen in der Umgegend erging: sie mußten den Weisungen
der deutschen Herrschaft willigen Gehorsam leisten und die Taufe und
den christlichen Glauben annehmen. Letzterer Anordnung kamen sie
indessen nur widerwillig nach, denn der neue Glaube stand im Wider-
spruch mit ihrem dem Vater geleisteten Gelübde und erlaubte ihnen
nicht, manchen alten liebgewordenen Gebrauch weiter zu pflegen; sie
fühlten sich darum oft in ihrem Herzen beschwert und gingen häufig
zur Nachtzeit mit anderen Genossen hinaus zum zerschlagenen Opfer-
steine und übten allda ihre heidnischen Gebräuche.
Lange blieb das Treiben der Schwestern und ihres Anhanges
verborgen, als aber aus dem Walde am Geiersberg heraus ein Kirch-
lein sich erhob und die Mönche dort das Seelsorgeramt mit Strenge
übten, da setzten diese auch den Zusammenkünften am Opfersteine ein
Ziel, und forderten die Schwestern, als die Veranstalter derselben, zu
strenger Rechenschaft. „Ihr dient dem Herrscher der Hölle“, eiferten
sie; „wohlan, da ihr unsere Warnungen und Mahnungen nicht beach-
tet habt, so sollt ihr auch dem Bösen verfallen sein. Wir sprechen den
Bann über euch aus; freud= und friedlos sollt ihr sein, bis es euch
gelingt, ein Christenkind zu herzen und zu küssen, das man aus dem
Walde herein nach St. Margarethen zur Taufe trägt“. — In der
That gewann es den Anschein, als waltete über den aus der Gesell-
schaft Gestoßenen von Stund an ein freundlicher Stern nicht mehr.
Jedermann vermied den Umgang mit ihnen; sie hatten weder Rast
noch Ruhe mehr und mußten öfters in der Nachtzeit, wenn die wilde
Jagd dahin zog, wie das gehetzte Wild den finstern Wald durchirren.
Das waren böse, harte Zeiten für die Schwestern, traurige Erlebnisse,
welche endlich in ihren Herzen die Reue erkeimen ließen, dem Willen
des Vaters gemäß gehandelt zu haben. Vergebens erwies sich auch
das Bemühen, den wenigen, zufällig in ihre Nähe kommenden Men-
schen sich freundlich zu erweisen, vergebens die Bitte bei den Mönchen
zu St. Margarethen, den bösen Zauber zu lösen, welchen ihr Bann
über sie gebracht hatte, die Not blieb und nahm zu, je älter sie
wurden. Manches Jahr war bereits verschwunden und noch immer
□– die Schwestern des Zusammentreffens mit einem Kinde, das im
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