Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

335. Der Alpstein zwischen Müdisdorf und Helbigsdorf. 
(Nach Mitteilung des Ratsaktuars Fr. Köhler in Sayda.) 
Ungefähr in der Mitte zwischen Müdisdorf und Helbigsdorf er— 
hebt sich in der Flur des letzteren Ortes auf dem höchsten Punkte des 
dasigen Geländes ein Gneiskegel, der „Alpstein“ genannt. Vor einigen 
Jahren ist derselbe zum Teil abgetragen und beim Bau einer Scheune 
verwendet worden. Von diesem Alpstein erzählt die Sage, daß sich 
daselbst zu Zeiten ein Hund mit feurigen Augen, sowie ein schwarzes 
Männchen habe sehen lassen. Wer diesen Erscheinungen folge, der 
würde nach der Stelle geführt werden, wo bei dem Steine ein Schatz 
vergraben liege. Selten aber wird jemand zur Nachtzeit an dem 
Steine vorübergegangen sein. 
  
336. Die goldene Kette vom weißen Fels im Hartensteiner Walde. 
(Mündlich.) 
An dem auf der Höhe des rechten Muldenufers mitten im Walde 
zwischen Schloß Stein und Niederschlema sich erhebenden weißen Fels 
soll eine goldene Kette liegen, welche in gewissen Nächten aus der 
Tiefe steigt und sichtbar wird. Einst träumte einem Manne in Löß— 
nitz, daß er an dem weißen Fels sein Glück machen werde, er solle 
nur in einer gewissen Nacht um die Mitternachtsstunde dorthin gehen. 
Der Mann that es, und da sahe er an dem genannten Felsen eine 
goldene Kette liegen, so groß wie eine Hemmkette. Beherzt ergriff er 
dieselbe, da sie aber zu schwer war, so faßte er sie am ersten Gliede 
und schleppte sie hinter sich fort. Auf dem Nachhausewege aber sah 
er neben sich allerlei Spuk und er hörte auch dicht hinter sich einen 
greulichen Lärm. Doch ließ er sich dadurch nicht stören, sah sich auch 
nicht um, sondern er zog die Kette mit sich fort bis vor seine Woh— 
nung. Da er aber die Hausthüre öffnen wollte, wurde der Lärm noch 
größer und es klang, als ob alle bösen höllischen Geister dicht an sei— 
nen Fersen wären. Jetzt konnte er es nicht mehr verwinden, ohne 
einen Blick rückwärts in sein Haus zu treten, da er sich nun für ge— 
borgen hielt. Er sah sich um; plötzlich aber wurde alles still und die 
goldene Kette war verschwunden. Nur das erste Glied hielt er in 
seiner Hand. Es war jedoch genug, ihn zum vermögenden Manne 
zu machen. 
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