Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

Jünglings in ein Goldstück verwandelt; nach einem deutschen *–A 
glauben schlägt der Donner Gold ins Haus, und in Tyrol sagt man 
von den nach einem Gewitter gefundenen Münzen, daß sie vom Himmel 
gefallen seien. 
Wie das Eisenkraut (Verbena) als „Wunschkraut“, wenn man 
dasselbe beim Aufgehen des Hundssterns sammelte, ehe es von Sonne 
oder Mond beschienen war, und ebenso die „Wünschelsamen“, d. h. 
die Sporen des Farnkrauts, alle Wünsche erfüllten (Reling und Bohn- 
horst, Unsere Pflanzen, S. 62 und 112), so galt auch die Wünschel- 
rute unbeschadet ihrer Beziehung zu Donar als wunderkräftiger Stab, 
der dem Menschen von Odhin, als dem Herrn des Wunsches und Wisser 
der Orte, wo Gold und Silber in der Erde liegen, verliehen ward. 
Nach Jakob Grimm drückt der Wunsch den Inbegriff von Glück und 
Heil aus. Die Wünschelrute heißt darum in David Kellners 1702 zu 
Nordhausen geschriebenen „Schola metallurgica“ oder „wohleingerichte- 
ten Bergmanns-Schule“ auch Glücksrute, und hinzugefügt wird dabei, 
daß man sie noch „Wicker“ oder „Wahrsager“ nenne, „sintemal das 
alte deutsche Wort wicken so viel ist, als vorher= oder wahrsagen.“ 
Die Wünschelrute ist der Kompaß, welcher in der Mitternachtsstunde 
des ersten Maitages den Ort anzeigt, wo die Wunderblume blüht 
(Mannhardt a. a. O. S. 206); sie führt nach den ältesten Uberliefer- 
ungen zu verborgenen Schätzen, ja noch mehr als dies: sie stärkte und 
vergrößerte fort und fort deren Gehalt und verlieh dem Besitzer über- 
menschliche Kräfte, und darum sagt auch die Edda von dem Nibelungen- 
horte, „dem Schatze, der nichts anderes als nur Gestein und Gold 
enthielt,“ 
„Es lag der Wunsch darunter: von Gold ein Rütelein; 
Wer dessen Kraft erforschte, der möchte Meister sein 
Wohl auf der ganzen Erde und über jeden Mann.“ 
Hier wird die Wünschelrute golden genannt, und obschon man in der 
Blütezeit ihres Gebrauchs vereinzelt auch aus Messingdraht gemachte 
Ruten, ja selbst Lichtscheren, wie uns sagenhafte ÜUberlieferungen 
melden, mit gutem Erfolge anwandte, so war es doch hauptsächlich 
der Haselstrauch und in einigen Fällen noch der Kreuzdorn, wenn der 
Zweig in einem Jahre gewachsen und kein Flecken altes Holz daran 
war, von welchem sie abgeschnitten wurde. Nach einer Kärntner Sage 
von der Erbauung des Schlosses Waisenburg wurde ein Mädchen in 
einem Traume belehrt, sie möge mit einem Wachholderzweige einen 
Schatz suchen; dort, wo sich das Zweiglein der Erde zuneige, solle sie 
nachgraben. Osterr. Touristenzeitung 1885, No. 10.) Der dem Donar 
geweihte Haselstrauch ist nach der Sage mit wunderbaren Kräften aus- 
  
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