s Sein Zweig schützt gegen den Blitz, denn letzterer darf weder
den Strauch, noch denjenigen treffen, welcher unter ihm Schutz sucht;
ein Haselstab, mit einem Hollunderzweige übers Kreuz gebunden, schützt
gegen das wütende Heer; Haselzweige in den Ställen bessern den Vieh-
stand auf; drei derselben auf dem Boden einer Scheune sichern das
Getreide gegen allen Schaden; Kühe, von den Hirten mit Haseln an
die Lenden geschlagen, geben reichlich Milch; ein am Karfreitage vor
Sonnenaufgang im Namen des dreieinigen Gottes stillschweigend mit
drei Schnitten abgelöster Zweig überträgt die Schläge auf den Ab-
wesenden, und so weiß das Volk noch manche Kräfte zu nennen, welche
dem Strauche verliehen wurden. Im Schwarzwalde trugen einst die
Hochzeitsleute eine Haselrute, und an einigen Orten Frankreichs um-
tanzt man noch jetzt die Johannisfeuer mit einem Haselzweige.
Für die Wünschelrute mußte vom Strauche eine jährige Zwiesel
oder Gabel, welche so stand, daß Ost= und Westsonne durch dieselbe
schien, im Mondschein geschnitten werden. Man wählte dazu am lieb-
sten die Johannis-, aber auch Christ= und Karfreitagsnacht, oder die
der heiligen drei Könige, nachdem man die Rute bei Neumond gesucht
hatte. Sie durfte weder mit Hülfe eines Messers oder anderen metalle-
nen Werkzeugs, sondern mußte mit einem scharfen Feuerstein rasch vom
Stamme gelöst werden, damit der Strauch nicht Zeit habe, die ge-
heimnisvolle Kraft aus dem Zweige herauszuziehen. Dabei kehrte man
sein Angesicht nach Morgen, neigte sich dreimal vor der Rute und
sprach: „Gott segne dich, du edles Reis! Mit Gott dem Vater such’
ich dich, mit Gott dem Sohne find' ich dich, mit Gott des heiligen
Geistes Macht und Kraft breche ich dich. Ich beschwöre dich Rute und
Sommerlatte bei der Kraft des Allerhöchsten, daß du mir wollest zeigen,
was ich dir gebiete, und solches so gewiß und wahr, so rein und klar
wie Maria, die Mutter Gottes, eine reine Jungfrau war, da sie
unsern Herrn Jesum gebar, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes
und des heiligen Geistes. Amen!“ (Nork, Sitten und Gebräuche der
Deutschen, S. 712.) Beim Gebrauche faßte man die Rute an den
beiden Zwieselenden, so daß sich der Stiel, in welchem sie zusammen-
liefen, aufwärts kehrte. Kam man damit über die in der Erde liegen-
den Erzgänge, so beugte sie sich gewaltig nieder, während sie dann,
wenn man dem Gange nicht folgte, sondern ihn überschritt, gerade
über sich unbeweglich stand. Etliche Rutenschläger „gingen mit ihr still-
schweigend über das Gebirge, etliche aber fragten dieselbe entweder
laut oder nur in Gedanken auf allerhand Manier und faßten auch ein
gewiß Metall, dergleichen sie gern erkundigen wollten, daneben in der
“ „Es ist aber“, wie die oben genannte Schola metallurgica
–½
287