Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Nu ein paar kleine Lichter sehen. In dem Berge steckt nämlich „2 
goldenes Kind und aller 50 Jahre am Johannistage mittags 12 Uhr 
wächst auf dem Berge eine schöne Blume. Wer dieselbe nun pflückt, 
der kann in den Berg hineingehen. Da sieht er dann den goldenen 
Jungen in einer goldenen Pfanne liegen; beide werden von einem 
großen Pudel bewacht. Wer aber die Blume hat, darf sie nur dem 
Pudel hinzeigen, dann kann er die Pfanne mit dem goldenen Jungen 
nehmen. Jedoch muß er darauf schnell fortlaufen; ist er über den 
Hammergraben gekommen, so kann ihm der Hund nichts mehr thun. 
Wenn ihn jedoch der Hund einholt, ehe er über den Graben gekommen 
ist, muß er die Pfanne mit dem Kinde wieder hergeben und der Hund 
trägt beides wieder in den Berg. 
  
Der Hund ist der Wächter der Unterwelt. Aber worauf ist das goldene Kind 
zurückzuführen? Deutet es auf eine der goldstrahlenden heidnischen Gottheiten hin? 
Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch, I., S. 4) bemerkt, daß nach den ältesten 
Vorstellungen nicht nur der Himmel, sondern auch die Götter selbst und ihre Lieb- 
lingstiere golden waren. Die Pfanne ist wie der in andern Sagen auftretende Brau- 
kessel möglicherweise eine Hindeutung auf ein Opfergerät. 
Eine Anzahl von Beispielen, nach denen der Schatz eine bestimmte Gestalt, 
besonders von Tieren, angenommen hat, führt Grohmann (Aberglauben und Ge- 
bräuche in Böhmen und Mähren, S. 214) an. Hierhin gehört z. B. auch die Sage 
von einer goldenen Ente mit goldenen Eiern, welche im Klosterhofe zu Sittichenbach 
liegen soll. (Gräßler, Sagen von Mansfeld, No. 46.) 
  
343. Die Wunderblume des Teufelssteins bei Lauter. 
(R. im Glückauf, Organ des Erzgebirgsvereins, 1882, No. 3.) 
Gegenüber dem Geringsberge zwischen Lauter und Neuwelt er- 
hebt sich am rechten Ufer des Schwarzwassers der im Ganzen kahle 
Teufelsstein, den man von der Haltestelle Lauter bequem in fünf Mi- 
nuten erreichen kann. Nach der Meinung einiger ist der Name Teu- 
felsstein verfälscht und lautet eigentlich „Taufenstein“, weil sich hier 
in alter Zeit ein Taufstein oder Taufbecken befunden haben soll. Eine 
andere Sage aber bezeichnet den Teufelsstein als ein verwünschtes 
Schloß, welches kostbare Schätze in seinem Innern birgt und von Jahr 
zu Jahr des Tages seiner Erlösung aus der Hand des „Bösen“ und 
der Hebung seines reichen Gutes harret, — doch bis jetzt vergebens. 
Noch immer liegt es verzaubert unter mächtigen Felsblöcken. Zwar 
ist ein Schlüssel, durch dessen wunderbare Macht die verborgenen Zu- 
gänge unwiderstehlich sich öffnen, vorhanden, doch noch niemandem ist 
  
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