Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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Kunstkabinet zu Dresden befinden; aber auch Bärs Nachkommen leben 
heute noch im Dorfe Fürstenwalde. 
Eine thüringische Sage erzählt, wie einst ein Hirte von einem Venetianer, 
welcher ihm die Schätze im großen Wartberge zeigte, nachdem er die Schlangen- 
königin getötet und ihre Krone an sich genommen hatte, ein Wunschtüchlein und die 
Einladung erhielt, ihn einmal in Venedig zu besuchen. Wirklich wünschte sich der 
Hirte einst zu dem Venetianer hin und plötzlich schwebte er über den Türmen Vene- 
digs und fand seinen Bekannten in einem schönen Palaste. Er wurde gut aufge- 
nommen und beim Abschiede mit einer kleinen Kutsche und 6 Pferden von gediege- 
nem Golde beschenkt. Dies Geschenk hat der Hirte und seine Familie lange aufbe- 
wahrt; später ist es in die Kunstkammer zu Gotha gekommen. (Richter, Deutscher 
Sagenschatz, II. No. 50.) 
Ebenso erzählt eine sichtelgebirgische Sage, daß ein Mann aus Wilfersdorf 
einen Goldsucher, den er in seinem Hause beherbergt hatte, in dessen Heimat Venedig 
besuchte und dort gut aufgenommen und reichlich beschenkt wurde. (Zapf, Der Sagen- 
kreis des Fichtelgebirges, S. 102.) 
  
352. Das alte Schloß bei Schmiedeberg. 
(Heger und Lienert, Ortskunde von Schmiedeberg i. B., S. 62.) 
Unterhalb des Ortes Schmiedeberg, auf Pleiler Gemeindegebiet, 
befindet sich ein großer Schlackenhaufen, welcher das alte Schloß ge- 
nannt wird. Zweifellos ist dies eine uralte Ansiedelungstätte des 
Schwarzwasserthales, die aus einem großen Eisenschmelzfeuer mit 
Hammerwerk bestanden haben mag. Mancherlei Sagen knüpfen sich 
an diese öde Schlackenhalde. Unter andern soll hier auch ein Schatz, 
ein kupferner Kessel mit Silber gefüllt, vergraben liegen. Oft schon 
haben Geldgierige am Palmsonntage oder in den Tagen der Karwoche, 
doch immer vergebens, darnach gesucht. Um den Schatz zu heben ist 
eine gute Wünschelrute von nöten. 
Einst fischten beim alten Schloß einige Knaben im Schwarzwasser. 
Einer derselben, der sich von seinen Kameraden zufällig entfernt hatte, 
findet auf einmal eine große, thorähnliche Offnung im Berge, geht 
dreist in die sich mehr und mehr erweiternde Höhle hinein und kann 
sich vor Staunen kaum fassen, denn eine solche Pracht haben seine 
hellen Augen noch nicht gesehen. Nings krystallene Wände, daran 
in Regenbogenfarben glitzernde Edelsteine und funkelnde Erze und in 
der Ferne ein wunderbar strahlendes Licht. Von diesem zauberhaft 
übergossen aber standen im Hintergrunde große Krystallvasen, gefüllt 
mit eitel gediegen Gold und Silber. Lange stand der Knabe, ver- 
in diesen herrlichen Anblick. Da plötzlich erinnert er sich seiner 
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