Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

und hätte alles durchsuchet, um zu sehen, wo es hingeschlagen. Da 
er den Ort gefunden, habe er alsbald die Wünschelrute genommen 
und sie feste in die Höhe gehalten, die Rute hätte sich aber in der 
Hand so sehr gewendet, daß er solche fast nicht erhalten können, und 
also gezeiget, daß der Schatz des Silbers hier an diesem Orte in 
der Erde verborgen liege. Hierauf habe der Bergmann nachgegraben 
und auch wirklich einen reichen Gang entdeckt. Dieser glückliche Finder 
wäre hernach zu den Bauersleuten gegangen, hätte ihnen sein Glück 
angezeiget, viele von denselben zu Gehülfen in seiner Arbeit genommen 
und dieselben seines Schatzes teilhaftig gemacht, worauf sie dann viele 
Erze gewonnen und schmelzen lassen. Da sich nun der Ruf davon 
allenthalben ausgebreitet, so wären von allen Orten und Enden viele 
Fremde hierher gekommen, das neu von Gott bescherte Glück zu sehen; 
viele hätten auch hernach unten gegen Abend, wo der Berg abfällt, 
noch viele andere reiche Gänge durch die Rutengänger entdecket, und 
auf solche Art wäre also zuerst durch die Gnade des großen Gottes 
das Bergwerk daselbst entdecket worden. 
  
358. Die Entstehung Annabergs. 
(I. Mündlich. II. Ziehnert a. a. O. Anhang No. 21.) 
I. Zur Zeit Friedrich des Weisen lebte im obern Erzgebirge 
nicht weit vom Schreckenberge ein alter, schlichter Bergmann mit Na- 
men Daniel Knapp. Nach alter frommer Sitte beugte er jeden Abend 
seine Knie vor dem Muttergottesbilde. Als er dies eines Abends 
wieder gethan hatte, legte er sich nieder. Da erschien ihm im Traume 
die heilige Mutter Anna und befahl ihm, an der Stelle, welche sie 
ihm im Traume zeigte, einzuschlagen. Verwundert über den seltsamen 
Traum, machte sich der Bergmann auf und wanderte nach Wittenberg, 
wo damals der Kurfürst weilte. Zagend trat Daniel Knapp vor den- 
selben hin und bat ihn, daß er ihm seinen Traum erzählen dürfe. 
Der Kurfürst hörte verwundert dem Bergmanne zu, und als er ge- 
endet hatte, folgte er ihm mit seinem Kanzler und begleitet von Rit- 
tern und anderen Herren. Am Fuße des Schreckenberges, an der 
Stelle, welche ihm im Traume geoffenbart worden war, schlug darauf 
der Bergmann kräftig ein und bald strahlte dem Kurfürsten und sei- 
nen Begleitern heller Silberglanz entgegen. Darauf ließ der Kurfürst 
zur Erinnerung an den wunderbaren Fund die sogenannten Engels- 
groschen prägen und wenig Jahre später entwickelte sich aus den An- 
siedelungen, welche in der Nähe des silberreichen Schreckenberges ge- 
  
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