Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
D angethan, mit Hauen und Schaufeln versehen, eilten geschäftig 
herbei und begannen genau an dem Punkte, wo der eine Blitzstrahl 
sich in die Erde gesenkt hatte, zu graben, zu schaufeln und die Erde 
in winzigen Karren wegzufahren, daß es eine Lust war, ihnen zuzu- 
sehen. Im Umsehen war ein Stollen in die Erde getrieben und schon 
kamen daraus Männchen zum Vorschein, welche winzige Fäßlein pustend 
und schnaufend heraufrollten, die wiederum von anderen auf Wägelchen 
geladen und fortgeschafft wurden. Lazarus sah schweigend und ver- 
wundert dem geschäftigen Treiben der Gnomen zu, da schlug es 1. 
Uhr und wie mit einem Schlage war alles verschwunden, die Zwerge, 
der Stollen, die Fäßchen und Wägelchen, und Stille herrschte wie- 
der ringsum. Er glaubte aus einem Traume erwacht zu sein. Wie 
er sich jedoch umsah, stand noch neben ihm das schöne Mädchen. Das- 
selbe sah ihn mit ernster Milde an und sprach: „Du sahest hier das 
Bild künftigen Fleißes. Die Erde, worauf wir stehen, birgt in ihrem 
Schoße Alaun und Schwefel. Ihr Gewinn gehört Dir. Gehe morgen 
wieder hierher, aber allein, und grabe um die zwölfte Stunde auf dem 
bestimmten Platze; wenn Du drei Schuh tief gegraben hast, wirst Du 
das Gesuchte finden. Dann erst können andere Dir helfen. Der Schatz, 
der in der Erde schlummert, ist groß, hebe ihn zu Deinem und der Mit- 
menschen Frommen. Wehe aber“, fuhr sie in noch ernsterem Tone 
fort, „wenn das Werk gierig und hastig, oder lässig und unachtsam 
betrieben wird, dann werden die Erdgeister den Schatz der Mutter 
Erde den Lässigen und Unachtsamen entrücken und sein Segen wird dem 
Lande für immer verschwunden sein. Lebe wohl!“ Damit reichte sie 
ihm die Hand und ging schwebenden Ganges zwischen den Eichen dahin 
und je weiter sie ging, desto mehr schien es, als ob es ein heller 
Nebelstreif wäre, der sich am Waldesrasen dahinzog und der in der 
Ferne endlich verschwand. — In der folgenden Nacht verließ Lazarus 
heimlich seine Hütte, ohne der alten Mutter etwas von dem Erlebten 
mitgeteilt zu haben, und mit Spitzhaue und Schaufel versehen eilte 
er dem bekannten Wäldchen zu. Wiederum ballten sich über dem Erz- 
gebirge Gewitterwolken zusammen, er aber ließ sich dadurch nicht in 
seinem Vorhaben zurückschrecken, glaubte er ja sicher und fest an die 
ihm gewordene Verheißung. Um 12 Uhr war er am Platze angelangt. 
Da brach aber auch mit furchtbarer Gewalt das Gewitter los und 
unter betäubendem Donner fuhr ein Blitz herab und senkte sich in ge- 
ringer Entfernung von ihm in die Erde, alle Gegenstände ringsum 
grell beleuchtend. Dort erkannte er auch die Stelle, an welcher tags 
vorher die Zwerge gearbeitet, und nun begab er sich herzhaft ans 
Werk. Kaum hatte er mehrere Schuh tief gegraben, so stieß er auch 
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