S. 567); vielleicht bezieht sich diese Angabe besser auf einen heiligen Hain, der sich
an dem Platze befand, wo jetzt das genannte Städtchen steht.
Am rechten Ufer des Brückenbaches bei Jöhstadt nennt man eine Waldung
„die alten Haine“ oder „die alte Henne“. Im Nassauer Revier giebt es einen
„breiten Hain“ und „Hainwiesen“, und in die obere Freiberger Mulde ergießt sich
das jedenfalls von dem breiten Haine und den Hainwiesen kommende Hainwässer-
lein (Bahn, Frauenstein, S. 25.). Ein „hoher Hahn“ oder Hain liegt in der Gegend
der Morgenleite-bei Schwarzenberg. Durch den „großen und kleinen Hain“ bei
Sachsenburg führen der Kirchsteig von Neudörfchen nach Seyfersbach und die Straße
von Mittweida nach Dresden; eine Waldung bei Geyer heißt der „Hahnrück“ (ur-
sprünglich Hainrücken). Bei Oberlungwitz existierte früher ein „oberes und unteres
Hahnholz“; ersteres befand sich an der Stelle des jetzigen Gottesackers zu Ernstthal
(Gumprecht, Lindenblätter von Oberlungwitz. 1863, S. 15.). Ein „Hainholz“ ist
noch heute westlich vom Hüttengrunde bei Hohenstein auf den Karten namhaft ge-
macht. Außerdem giebt es Ortschaften, deren Namen die Silbe „Hain“ enthalten,
wie Stolzenhain, Altenhain u. a. Vom letzteren Orte vermutet Bahn in seinen
historischen Nachrichten von Frankenberg (S. 12.), daß daselbst von altersher ein
starker Verkehr gewesen sei und ein heidnischer Götzenhain gestanden haben müsse,
welcher von ihm an der Stelle gesucht wird, wo das Vorwerk steht.
Wenn Jacob Grimm (deutsche Mythologie, S. 45.) geneigt ist, die fast über-
all in Deutschland erscheinende örtliche Benennung „heiliger Wälder“ auf das Hei-
dentum zurückzuführen, so gilt dies vielleicht auch von den Namen „heilige Wiese“
und „heiliger Born“. Eine heilige Wiese und ein heiliger Born liegen am untern Teile
des Dorfes Königswalde bei Werdau. (Gößpfert, Gesch. des Pleißengrundes, S. 308.)
10. Der Taufstein bei Oberkrinitz.
(P. Wetzel im „Glückauf,“ 1881, No. 7.)
Auf einer unbedeutenden Anhöhe beim Dorfe Oberkrinitz, die früher
einen schönen Buchenbestand trug, liegt ein unregelmäßig gestalteter
Granitblock, welcher auf der Oberfläche eine große und fünf kleinere
künstliche Vertiefungen zeigt. Von den letzteren gruppieren sich vier um
die große in der Mitte befindliche Vertiefung, welche die Form eines
Beckens hat, während die fünfte sich an der Rückseite des Steines be-
findet. Nach dem Becken öffnen sich drei kleinere sitzähnliche Aus-
höhlungen, und in eine von diesen mündet wieder ein noch kleinerer
Sitz. Die Sitze sind so groß, daß Kinder bis zu 10 Jahren bequem
darin Platz nehmen können, während der auf der Rückseite des Steines
befindliche Sitz einen etwas größern Umfang hat. Man nennt diesen
großen Granitblock in der Gegend allgemein den „Taufstein“ und er-
zählt sich von ihm folgendes: Als vor langer, langer Zeit das Christen-
tum sich auch in unserer Gegend Anhänger zu erwerben begann, konnte
die Verehrung des wahren Gottes nur im Geheimen geschehen, da sonst
die heidnischen Priester den Christen ein sicheres Verderben bereitet hät-
ten; besonders aber mußte die Taufe geheim gehalten werden. Deshalb
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