Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
der hieb die Kette mit einem Streich entzwei, daß der Torstensohn 
mit der halben Kette zurückfiel, darüber seine Soldaten erschraken und 
ausrissen. Nach 7 Wochen ging der Traum aus und der Feind 
mußte abziehen. 
390. Ein Geist zeigt eine Mordthat an. 
(Curiosa Sax. 1762. S. 242. Darnach Gräße, Sagenschatz d. K. 
Sachsen, No. 228.) 
Im Jahre 1760 ist ein Knabe aus Bräunsdorf nach Neumark 
bei Freiberg zu einem Schuhmacher in die Lehre gethan worden. 
Dieser Lehrjunge wird von dem Sohne des gedachten Schusters, der 
seinem Vater im Handwerk hilft, mit einem Schuhleisten totgeschlagen, 
und sie schaffen denselben in aller Stille bei Seite und geben vor, 
er sei davongelaufen, was auch geglaubt wird. Aber des Knaben 
Großmutter, die ebenfalls in Bräunsdorf wohnte und den Knaben in 
seiner Lehrzeit öfter als seine Eltern besuchte und ihm auch oft etwas 
mitgebracht hatte, erblickte nach einigen Tagen mehrere Nächte hinter- 
einander den Geist ihres erschlagenen Enkels, der ihr erzählte, er sei 
nicht davongelaufen, sondern vielmehr mit einem Schuhleisten erschlagen 
und in der Scheuue begraben worden. Diese Begebenheit ist dem 
Amtmann zu Freiberg gemeldet und in Folge davon im Januar des 
Jahres 1762 Vater, Mutter uud Sohn eingezogen worden, bei deren 
Vernehmung sich alles, wie oben erzählt, bestätigt hat. 
391. Absterbende Bäume zeigen den Tod ihres Besitzers an. 
(Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 781. 782.) 
Den 5. Januar 1630 starb Nikolaus Walde, Pfarrer zu 
Schwarzenberg; dem verdorrete das Jahr zuvor sein Birnbaum. Da 
er's sahe, sagte er: „Ich habe lange genug vom Sterben gepredigt, 
jetzt wird der Birnbaum mein Prediger. Mein Baum verdorret und 
ich werde auch bald sterben!“ Am Neujahrstage steigt er auf die 
Kanzel und da er anfangen will zu singen: Helft mir Gottes Güte 
preisen u. s. w., überfällt ihn ein Schlagfluß, daß er nach Hause ge- 
führt werden und sich auf sein Todesbett legen mußte. — Heinrich 
Ryhel, Pfarrer in Wiesenthal, hatte einen Zeilanderstrauch in seinen 
Pfarrhof gepflanzt, der trefflich grünte und im Frühjahr, da genannter 
Pfarrer starb, schon im April ausgeschlagen war: Sobald der 
Pfarrer krank wurde, fing der Strauch an sichtlich zu verdorren; 
darauf starb der Pfarrer. 
  
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