419. Wodurch in Freiberg die Pest einzieht.
(Moller, Theatrum Freib. Chron. II. S. 311.)
Im Juni 1572, bald nach gehaltenem Fürstenschießen, wurde
Freiberg von einer gewaltigen Pest heimgesucht. Ein Töpfer beim
Hospital hatte eine Thongrube aufgerissen, in welche beim Sterben
1564 etwas von alten Lumpen und Stroh aus den angesteckten Häu-
sern geworfen worden war. Do stieg ihm alsobald ein widriger giftiger
Dampf entgegen, so daß er sich legen mußte und nicht allein die Sei-
nigen, sondern auch viele in der Nachbarschaft ansteckte. Die Seuche
verbreitete sich darauf weiter und nahm dermaßen überhand, daß von
da an bis Weihnachten 1577 Personen starben.
Als das reußische Dorf Langenwetzendorf infolge der Pest fast ausgestorben
war, kam von dorther nach der nahen Kucksmühle eine blaue Wolke und zog in zwei
Spindlöcher eines Stubenbalkens, worauf der Müller Pflöcke hineinschlug und alles
im Hause wohlauf blieb. Als aber der Müller später einmal nachsah, was aus
dem Dunste geworden sei, da hat sich derselbe im ganzen Hause verbreitet und alle
seine Bewohner mußten sterben. (Eisel, Sagenbuch des Vogtlandes, No. 457.) Des-
gleichen erzählt eine Mansfeldische Sage, daß die Pest in Gestalt eines blauen
Nebels nach Hübitz zog. (Gräßler, Sagen der Graffchaft Mansfeld, No 95.) Ein
Zauberer aus Böhmen verschloß bei Tormersdorf in der Oberlausitz die von allen
Orten der Umgegend in Gestalt einer blauen Wolke heranziehende Pest in einer
Grube mit der Anordnung', daß niemand die Grube wieder öffnen sollte. (Haupt,
Sagenbuch d. Lauf. No. 216.) Das Vernageln der Pest in Bäume kam noch 1709
zu Conitz in Preußen vor. Das Vermauern der Pest in und an Kirchen war im
Mittelalter nicht ungewöhnlich, und vielleicht war das sogenannte „garstige Ding“
(eine weibliche Figur, an welcher ein Hund emporstieg) an der Mauer der 1760 ein-
geäscherten Kreuzkirche in Dresden das Zeichen der hinter dem Hochaltare vermauerten
Pest. (Schäfer, Deutsche Städtewahrzeichen, S. 93.) Dabei mag noch darauf hin-
gewiesen werden, daß die leichenwühlenden Nornen und Walkyren von Hunden be-
gleitet sind und von Hunden der Sterblichen zuerst gewittert werden. In altkirch-
lichen Abbildungen wird dem heiligen Rochus, dem Schutzpatron gegen die Pest,
ein Hündlein beigegeben. (Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, I. S. 159.)
In Außig in Böhmen glaubt man, daß die Pest als weißer Rauch erscheint, welcher
Menschen, wenn diese ihn! einatmen, sofort tötet. (Grohmann, Aberglauben 2c.
S. 184.)
420. Großhartmannsdorf wird durch die Zeitheide von der Pest
verschont.
(Märker, Chronik von Großhartmannsdorf, S. 279.)
Ostlich von Großhartmannsdorf liegt die große Torfheide. Hier
wuchs in Menge eine Pflanze, welche unter dem Namen „Zeitheed“
(Zeitheide) bekannt war und noch jetzt bekannt ist. Es sollen zu ver-
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