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Erinnert mag noch daran werden, daß während der Hirsch Eikthyrnir den
Gipfel der Weltesche Oggdrasil benagte, aus seinem Geweihe eine große Honig-
fülle durch den Wohnsitz der Asen und zu den Menschen und bis in die Unterwelt
sloß. Wer von solcher Honigfülle trank, wurde hirschtrunken, d. h. selig. (Rochholz,
Deutscher Glaube und Brauch, I., S. 7.)
431. Der wunderbare Schuß zu Schneeberg.
(Meltzer, Hist. Schneeberg, S. 1020.)
Am 14. März 1615 ist in Schneeberg in Paul Leibigers Stube
Christoph Büttner, ein Zahnbrecher, auf wunderbare Weise erschossen
worden. Dieser war kurz zuvor am Sonntage Oculi von der Reise
gekommen und wollte mit Christoph Leibigern um ein Handrohr, das
über ein halbes Jahr an der Wand gespannet gehangen, tauschen.
Als er aber dasselbe spannte und solches kein Feuer geben wollte, da
hat Büttner zu Leibigern, welcher dazumal das Rohr in der Hand
gehabt, gesagt: „Ei, es muß Feuer geben in Teufels Namen!“ Siehe,
da ist alsbald das Rohr losgegangen und der leichtsinnige Büttner
erschossen worden, ungeachtet, wie der damalige Pfarrer dies aufge-
zeichnet, man weder Kugel noch Schrot gesehen und gefunden.
432. Der krumme Schuß in Zwickan.
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen. Anhang, No. 125.)
Als 1546 Ferdinand, König von Böhmen, und Herzog Moritz
von Sachsen Zwickau belagerten, ist aus der Stadt mit einem Stück
(einer Kanone) durch beide Kirchthüren geschossen worden. Die Kirche
liegt in der Stadt fast zwischen Morgen und Mittag, die Thüren aber
gehen gegen Mittag und Mitternacht. Bei der mittäglichen Thüre
liegt ein Berg vor und die mitternächtliche geht ganz und gar nicht gegen
die Stadt. Darum haben die Alten gemeinet, daß diesen Schuß ein
Zauberer gethan habe, welcher gewußt, daß eben zur selben Zeit sich
in der Kirche viel vornehme Herren aufgehalten, und sind darum auch
keine neuen Thüren gemacht, sondern nur Brettlein vor die Löcher
genagelt worden.
433. Perlenschoten in Wiesenthal.
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 481.)
Wahrhaftig ist's, was sich mit gewachsenen Perlenschoten zu
Neustadt-Wiesenthal im Jahre 1626 zugetragen. Nach dem großen
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