Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
s den Knaben zu suchen und fanden ihn endlich an einem sonnigen 
Hügel sitzen, wo gar kein Schnee lag. Freundlich lachte er seine Elteen 
an, und als sie ihn fragten, warum er nicht heimgekommen, antwortete 
er, daß er habe warten wollen, bis es Abend würde. Er wußte nicht, 
daß schon mehrere Tage vergangen waren, und als man ihn ferner 
fragte, ob er etwas gegessen hätte, erwiderte er, es sei ein Mann zu 
ihm gekommen, der ihm Käse und Brot gegeben habe. 
Also ist dieser Knabe sonder Zweifel durch einen Engel Gottes 
gespeist und erhalten worden. 
Nach einer thüringschen Sage bringt eine Jungfrau einem im Walde verirrten 
Kinde Speise und Trank. (Witzschel, Sagen aus Thüringen, Nr. 113.) 
  
436. Körnerregen. 
(Lehmann, Chronik der Stadt Chemnitz, 1843, S. 297. Moller, 
Theatrum Freibergense, 1653, S. 313.) 
Am 7. und 9. Juli 1770 regnete es eine Art Korn, welches dem 
natürlichen Korn zum Teil sehr ähnlich aussah, zum Teil waren es 
runde Körner wie Wicken. Man fand es auf den Bleichen bei Chem- 
nitz und meinte nun, es müsse vom Himmel gefallen sein. Das Volk 
deutete es auf Pestilenz und Teurung. Als man es steckte, ging es 
nicht auf; man hat es getrocknet und gemahlen und es gab etwas Mehl. 
Auch am 17. Juni 1572 hat es bei Freiberg gut natürlich Korn 
geregnet, wie auch am 2. Juli desselben Jahres zu Frankenberg. Die 
Leute haben es aufgerafft, gemahlen und schön Brot daraus gebacken. 
Sonst soll dergleichen geregnetes Korn mehrenteils taub und un- 
nütz, bisweilen auch schädlich gewesen, und das Vieh, so davon gefressen, 
gestorben sein. 
Dieser Körnerregen bestand jedenfalls aus den kleinen Knollenknospen des ge- 
meinen Feigwarzenkrautes (Ficaria ranunculoides), welche in den Blattachseln ge- 
nannter Pflanze sitzen und später abfallen, um im nächsten Jahre zu keimen. Bei 
heftigen Regengüssen wurden dieselben losgerissen und zusammengeschwemmt, so daß 
sie dann bei massenhaftem Vorkemmen die Aufmerksamkeit des Volkes und den Glauben 
erregten, sie seien mit dem Regen zugleich vom Himmel gefalllen. 
437. Wallfahrten zum Bade Wolkenstein. 
(Hauptmann, Uhralter Wolkensteinscher Warmer Badt= und Wasser- 
Schatz 2c. Leipzig, 1657, S. 63, 85. Kirchengalerie von Sachsen, 
12. B., S. 234.) 
Das Warmbad im Hüttengrunde bei Wolkenstein führte vor der 
Reformation nach einer auf der Höhe erbauten Kirche, in welche sieben 
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