Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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an der Stelle der jetzigen Kirche versteckt worden sein, wo es seine 
Kraft durch die wunderbare Errettung eines Mädchens von einer 
Schlange bewies. Als die Bürger des Städtchens Graupen dasselbe 
in feierlichem Zuge in ihre Kirche gebracht hatten, kehrte es auf wunder- 
bare Weise in die Linde zurück. Deshalb baute man an dieser Stelle 
zuerst eine Kapelle, dann die Kirche. Bei Wallfahrten wird das Bild 
gezeigt und von den Gläubigen geküßt. 
  
S. die Bemerkung zur vorhergehenden Sage. 
  
444. Das Olbild in der Steiner Pfarrkirche. 
(Joh. Böhm in der Erzgebirgs-Zeitung, 1881, S. 134.) 
Betritt man die Pfarrkirche des am Hohen Steine gelegenen 
Dorfes Stein, so fällt einem in der Vorhalle, oberhalb des Weih- 
wasserbeckens, ein Olgemälde auf, Diebe darstellend, wie sie eben die 
wertvollsten Gegenstände vom Altar der Steiner Pfarrkirche zusammen- 
raffen und davontragen. Die fromme Sage erzählt weiter: Die Ver- 
brecher flohen mit dem gestohlenen Kirchengute nach Sachsen zu und in 
der Nähe des Hohen Steines entleerten sie die Monstranze und das 
Ciborium der consecrierten Hostien. Das geschah im Herbste. Das 
Jahr darauf, im Frühlinge, weidete eine Rinderherde in dieser Ge- 
gend. Da hörte der Hirte ein anhaltendes Röhren einiger der 
ihm anvertrauten Kühe, und als er nach der Ursache forschte, sah er 
zu seinem Erstaunen mehrere Rinder um eine Wachholderstaude stehen, 
an der noch einige der von den Dieben hier verschütteten Hostien hingen, 
während die andern, ebenfalls unbeschädigt, unter dem Strauche am 
Boden lagen. Eilig lief der Hirte, seine Heerde im Stiche lassend 
nach Hause und verkündete, was er gesehen. Viele Leute gingen mit 
ihm und fanden seine anfangs bezweifelten Aussagen bestätigt, sahen 
auch zu ihrer Verwunderung die Rinder, immer noch laut röhrend, um 
den „Kronawittstrauch“" herumstehen. Geistliche, von einer großen 
Volksmenge begleitet, welcher das merkwürdige Ereignis kund geworden, 
kamen bald an den Ort, unter Absingung heiliger Lieder faßten sie die 
Hostien in den Kelch und übertrugen sie in feierlicher Prozession in die 
Pfarrkirche, aus der sie so freventlich entwendet worden waren. 
Auf der Stelle aber, wo das Wunder geschehen, erhob sich bald 
eine einfache Kapelle, welche in ihrem Innern außer anderm ein Ge- 
mälde aufweist, welches auf das Auffinden der Hostien Bezug hat und 
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