Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
1 Bei einem zweiten Entwendungsversuche sollen die Diebe 5 
dem Marienbilde des Nachts in der Gegend von Teplitz von unbe- 
kannten Männern angefallen, das Bild ihnen wieder abgenommen 
und solches an den Prior des Klosters Mariaschein abgeliefert worden 
sein. Der Prior jedoch habe das Bild seiner Schönheit und reichen 
Vergoldung halber für sich behalten, oder solches einer anderen 
Kirche verehren, nicht aber nach Fürstenau zurückgeben wollen. Allein 
dasselbe sei hierauf bei ihm auf einmal verschwunden und wieder an 
seinem Platze in der Kirche zu Fürstenau gewesen. Diese Begebenheit 
ist auf Befehl des Priors in allen Kirchen der Umgegend öffentlich 
bekannt gemacht worden, seitdem aber sei nie wieder ein Versuch zur 
Entwendung des Bildes vorgekommen. 
  
455. Die Fußtapfe der heiligen Maria. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 306.) 
Zwischen dem Hausberge bei Graslitz und dem Holzhaue ist die 
Räumer, ein Thal, das mit großen Granitblöcken besäet ist. Dort 
liegt auch ein Stein, auf welchem der Abdruck eines Fußes sichtbar 
ist. Als die heilige Jungfrau übers Gebirge ging zu ihrer Base 
Elisabeth, soll sie hier gestrauchelt sein und den Fuß in den Stein 
eingetreten haben. Die Fußtapfe hat deshalb auch die merkwürdige 
Eigenschaft, daß jeder Fuß in dieselbe paßt. — Nach einer anderen 
Sage soll hier ein Mädchen ermordet worden sein und im Todeskampf 
das Mal in den Stein getreten haben. 
  
456. Maria im Erzgebirge. 
(Nach der metrischen Bearbeitung von Ludw. Bowitsch bei Wenisch, 
Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 105.) 
Ein armes Mädchen mußte durch Klöppeln für sich und die alte 
Mutter das kärgliche tägliche Brod erwerben. Da wurde ihm einst 
von der reichen Edelfrau, der Besitzerin ausgedehnter Güter und ihrer 
Herrin, der Auftrag erteilt, für sie in einer bestimmten kurzen Frist 
ein reiches Spitzenkleid zu fertigen. Wenn die arme Klöpplerin ihre 
Aufgabe pünktlich und zur Zufriedenheit ihrer Herrin löste, sollte ihr 
reicher Lohn werden; beim Gegenteile erwartete sie dagegen Spott 
und bitt'rer Hohn. Die arme Klöpplerin saß Tag und Nacht bei 
ihrer Arbeit, doch als die sechste Nacht kam, da konnte sie sich nicht 
1 des Schlafes erwehren und sie wankte todesmüde ans Bett der 
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