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die mit den Böhmen verbündeten Wenden zu strafen. In diesem Kriege
hat auch die Fürstin Schwanhildis mit ihren Schwanfeldern dem Kaiser
getreulich gedient, so daß Karl der Jüngere die Stadt Zwickau zur
Mark wider die Wenden und Böhmen machte. In derselben Zeit lebte
auch ein Riese oder Recke, der hieß Einheer (sein rechter Name ist aber
Aenotherus gewesen) und war ein Schwabe, gebürtig aus Thurgau
in der Schweiz. Dieser watete durch alle Wasser, durfte über keine
Brücken gehen, zog sein Pferd bei dem Schwanze nach und sagte alle-
zeit: „Nun Gesell, du mußt auch hernach“. In den genannten Kriegen
des Kaisers half er diesem gegen die Wenden. Er mähete die Leute
wie das Gras nieder, hängte sie an den Spieß, trug sie über den Ach-
seln wie Hasen oder Füchse, und da er wieder heim kam und seine
guten Gesellen und Nachbarn fragten, was er ausgerichtet hätte und
wie es ihm im Kriege gegangen wäre, sagte er aus Unmut und Zorn:
„Was soll ich von diesen Fröschlein sagen? Ich trug ihrer sieben oder
achte an dem Spieß über der Achsel, weiß nicht, was sie quaken, ist
der Müh nicht wert, daß der Kaiser so viel Volks wider die Kröten
und Würmer zusammengebracht.“ Es flohen vor ihm die Feinde und
Wenden und meinten, er wäre der leidige Teufel.
Die Sage vom Riesen Einheer erzählen auch die Brüder Grimm (Deutsche
Sagen, I, Nr. 18), jedoch ohne Beziehung auf die Gegend von Zwickau. Es heißt
darin noch: Diesen Riesen nennt man Einheer, weil er sich in Kriegen schier einem
Heer vergleicht und also viel ausrichtet.
471. Schwanhildis.
(Tob. Schmidt, Chronica Cygnea, Zwickau, 1656, S. 20 u. 24.)
Aus dem Geschlechte der Cygnus ist entsprossen Schwanhildis,
der letzte Zweig aus diesem Stamm, welche in der Gegend um Zwickau
von der Mulde bis an die Pleiße regierte, von welcher die ganze Ge-
gend ihren Namen hat und Schwanfeld genannt wird. Etliche geben
noch aus, als sollte sie ihren Sitz gehabt haben auf dem Schloß Alten-
Schönfels, eine Meile von Zwickau, welches ein sehr altes Bergschloß
und von welchem auch nicht weit ihr Begräbnis ist entdeckt worden.
Johann Lupas von Hermannsgrün, ein Vogtländischer von Adel, schreibt
nämlich, daß eine bleierne Tafel, worauf der Fürstin Schwanhildis
Epitaphium gestanden, im Felde auf einem Hügel unter einem Baum,
welchen der Wind niedergeworfen, von einem Bauer, der den Baum
aufräumen sollte, bei dem Dorfe Stenn entblößet gefunden und ge-
1½P5 vom Adel gebracht worden sei, darinnen ihre Ankunft vermeldet
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