Brüder reichlich, ließ in der Kapelle Seelenmessen lesen und verordnete,
daß an dem Platze des Überfalls ein Denkstein errichtet werde. Treu—
lich befolgten dies die Brüder, fertigten ein Denkmal, und weil der
Erschlagene Ranius, dessen Witwe aber Edda geheißen, so schrieben
sie darauf: Edda Ranio, d. h. Edda dem Ranius. Das Denkmal
stand an der Stelle, wo sich jetzt der Gasthof zu den drei Schwanen
befindet. Der Diener baute daneben ein Gasthaus, um die Pilger
mit Speise und Trank zu erquicken. Auch die schwarzen Brüder be-
nutzten diese Gelegenheit, verließen ihre Wohnung bei der Kapelle und
bauten sich bei dem Denkmale an, an welchem sie nun ihre Almosen
einsammelten. Von der Inschrift des Denkmals aber wurde diese
kleine Ansiedelung „Edda Ranio“, genannt, woraus sich mit der Zeit
der Name „Eddaran“ und „Oederan“ bildete. Die Ansiedelung ver-
größerte sich, denn es entstand bald darauf eine Schmiede neben dem
Gasthofe und später auch ein Kloster, das bald eine größere Menge
von Ansiedlern herbeizog. Von diesen Ansiedlern lebt der Name
eines einzigen fort, welcher gleich anfangs hier eine Mühle (die
Kirschbaummühle) anlegte, und dessen Name sich bis auf unsere Zeiten
erhalten hat. .
513. Die Gründung von Mittelsayda.
(Kirchengalerie von Sachsen, 2. B. S. 234.)
Der Sage nach ist der Anbau von Mittel= mit Ober= und Nieder-
sayda in der Zeit des Hussitenkrieges unter Ziska und Prokopius
zwischen 1419 und 1435 geschehen, da viele der bedrängten Hussiten
auswanderten und sich in den waldigen Gegenden des Erzgebirges an-
bauten. Noch in diesem Jahrhunderte lebten in Obersayda zwei Fa-
milien, die Seyfert'sche und Zimmermann'sche, deren Vorfahren zu
den Ausgewanderten gehörten.
514. Die Gründung des Dorfes St Michaelis bei Freiberg.
(E. H. Müller, Beschr. der Bergstadt Brand, 1858, S. 28.)
In einem tiefen, fruchtbaren, mit Laubholz bewachsenen Thale
bei Erbisdorf entdeckten einige Mönche aus Zelle ein klares rieselndes
Quellwasser. Einem alten, im blutigen Kriegshandwerke ergrauten
Ritter, welcher des rohen, wilden Lebens müde war, gefiel die abgelegene
friedliche, von Grün umgebene Gegend so sehr, daß er hier sein Schwert
niederlegte, eine Hütte erbaute und ein beschauliches Einsiedlerleben
433 28