Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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hielten. Das Thal gefiel ihnen so, daß sie beschlossen, sich hier nieder— 
zulassen. Die Quelle nannten sie eine „Zschorle“, aus welchem Worte 
nach und nach Zschorlau geworden ist. Noch heute wird jener Brunnen 
gezeigt, derselbe befindet sich im obersten Teile des Dorfes. Früher 
floß der Quell in einen Wasserkasten, später wurde ein kleines Häuschen 
darüber gebaut und jetzt fördert eine Pumpe das Wasser zu Tage. 
Urkundlich wird das Dorf Zschorlau „Schorl, Schorel, Zschorl“ genannt. 
Nach Immisch ist der Name von dem wendischen Zorlo, die Quelle, abzuleiten. 
  
521. Entdeckung des Karlsbader Sprudels. 
(Albinus, Meißnische Bergk-Chronika, 1590, S. 191.) 
Im Jahre 1370 ist Kaiser Karl IV. in der Gegend, da jetzt 
Karlsbad liegt, auf der Jagd gewesen. Nachdem aber ein Hund einem 
Wild etwas zu sehr nachgefolget und also in das heiße Wasser ge- 
raten, hat er alsbald ein großes Heulen und Geschrei angefan- 
gen. Als dies die Jäger vernommen und gedacht, der Hund hätte 
etwas angetroffen und gestellet, sind sie dem Geschrei nachgefolget 
und haben den Hund in dem heißen Pfuhl oder Moder gefunden. 
Wie solches dem Kaiser angezeigt worden, ist er mit vielen der 
Seinen hinunter geritten, und als er und seine Medici nachmals be- 
funden, daß dies Wasser eine heilsame Art an sich hätte, auch solches 
an seinem eigenen Leib, weil er einen bösen Schenkel gehabt, probiert, 
hat er befohlen, daß man den Ort säubern, bebauen und bewohnen 
solle. Er ist auch in willens gewesen, alsbald eine große Stadt zu 
bauen und dieselbe mit Mauern zu umgeben, wie etliche Stück Mauern 
am Hirschenstein ausweisen. Daselbst ist noch zu sehen, daß Keller 
allda gewesen, denn der Kaiser wollte an diesem Orte ein Schloß 
bauen; weshalb dies aber unterblieben, weiß niemand zu sagen. Nur 
das wird auch von den Alten gesagt, daß der Ort, da gedachter 
Kaiser Karl seinen Schenkel gebadet, an der Stelle gewesen, wo jetzt 
das Rathaus stehet, wie denn noch ein Brunn drunter ist, nicht allzu 
heiß, sondern etwas laulicht. Daselbst soll man vor Zeiten einen 
Sessel, in Stein ausgehauen, gezeiget haben. 
Historisch ist festgestellt, daß die warmen Quellen von Karlsbad bereits vor 
Kaiser Karl IV. und zwar schon im 11. Jahrhundert den Umwohnenden bekannt 
waren. Eine alte Karte, welche den Zustand Böhmens zu Anfang des 13. Jahr- 
hunderts darstellt, hat auf der Stelle, wo sich heute Karlsbad befindet, einen Ort 
Wary; dieses böhmische Wort drückt aber den Begriff Sieden oder Kochen aus. . 
  
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