Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
· Jedenfalls entstand, nachdem die gelehrten, sich mit medicinischer Wissenschaft be- 
schäftigenden Mönche der schon frühzeitig in dieser Gegend entstandenen Klöster auf 
die Heilkräftigkeit des Wassers aufmerksam geworden waren, dann in dem Tepelthale 
der Ort „Warmbad“, wie Karlsbad vielfach noch im Mittelalter genannt wurde. 
Historisch ist weiter, daß schon im Jahre 1325 dieses Warmbad vom König Johann, 
dem Vater Kaiser Karls IV., mit dem nahen Dorf Thiergarten belehnt wurde, und 
daß Karl IV. das Warmbad, welches er jedenfalls öfter besucht hatte, am 14. Aug. 
1370 von Nürnberg aus zur Stadt erbob und derselben dabei seinen Namen verlieh. 
(S. Ausführliches bei Fr. Bernau, Die Kur= und Badestadt Karlsbad. Como- 
tovia, 5. Jahrg. 1879.) 
522. Die Entdeckung der Heilquellen von Teplitz. 
(Comotovia, 1877, S. 106. Th. Schäfer, Führer durch Nordböhmen, 
3. Auflage, S. 71. Josef Schwarzer in der Erzgebirgszeitung, VI, 
9. und 10. Heft.) 
Da, wo heute das Dorf Settenz liegt, wohnte einst ein begüterter 
und mächtiger Wladik oder Edelmann mit Namen Kolostuj. Dessen 
Hirten hatten eines Tages von ihrer weidenden Herde einige Schweine 
verloren, welche sie nach vielem Suchen in der Mitte eines nahen 
Waldes fanden, wie sie mit ihren Rüsseln in einem heißen Sumpfe 
wühlten. Das Wasser des Sumpfes schien seine Wärme von einem 
unterirdischen Feuer erhalten zu haben. Eiligst trugen nun die Hirten 
die Kunde von ihrer wunderbaren Entdeckung ihrem Herrn zu, und 
dieser verfügte sich sofort an Ort und Stelle und ließ daselbst in der 
Folge eine wohlbefestigte Holzburg erbauen. 
« Zu dieser Zeit aber regierte in Böhmen der Herzog Nezamislaus. 
Da bewog Biela, eine Verwandte des Herzogs und Herrin von Bilin, 
welche den Wladik Kolostuj wegen des wunderbaren Wassers beneidete, 
ihren Gemahl Kostial, daß er sich der Quelle durch einen Ueberfall 
bemächtige. Kostial rückte auch sofort mit 20 Knappen gegen die Burg 
Kolostuj's, doch mißlang der Angriff, da die Burg unterdeß in Ver— 
teidigungszustand versetzt worden war; Kostial fand dabei seinen Tod. 
Noch bis zum Jahre 1793 wurden die Fichten gezeigt, unter denen 
Kostial von dem tödlichen Pfeile getroffen ward, und ebenso zeigt man 
noch heute bei dem in die Kirchengasse ausmündenden Ausgange des 
Teplitzer Schloßgartens ein mit zwei Türmchen geziertes Haus, wel- 
ches als das erste, noch von Kolostuj herrührende Haus der Stadt 
Teplitz bezeichnet wird. An der Wand eines der Türmchen sieht man 
ein verwittertes Frescogemälde, das eine Figur darstellt, welche zum 
Fenster hinaussieht. Es soll den Ritter Kostial darstellen, der an dieser 
Stelle erschossen wurde. Auch zeigt man an der Korridorwand im 
  
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