Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
523. Die Namen der Stadt Zwickau. 
(Tobias Schmidt, Chronica Cygnea oder Beschreibung der sehr alten, 
löblichen und Churfürstl. Stadt Zwickau. Zwickau, 1656, S. 8.) 
Einige halten dafür, Zwickau habe vor Alters geheißen Cygna, 
sei also benannt von dem alten Fürsten Cygno, welcher einesteils für 
Herculis Sohn, einesteils für seiner Nachkommen einen, einesteils 
auch für seinen Wandergesellen gehalten wird. Diesem sollen Gottes- 
dienst und Ehre in der Gegend von Zwickau mit Aufbauung der Tem- 
pel und Altäre in der Heidenzeit erzeigt worden sein. — Andere sagen, 
diese Stadt habe den Namen von Cygno des Harminü und Sachsen- 
Königs, so den Römer Quintilium Varum erlegt, Kriegs-Obristen 
einen, dem denn auch dieselbe Gegend, als einem Statthalter gegeben 
und zuletzt ganz erblich gelassen worden sei. — Etliche leiten diesen 
Namen von demjenigen der alten Fürstin Schwanhildis ab und sprechen, 
dieselbe ganze Gegend von der Mulde an bis an die Pleiße sei der- 
selben Frauen zu Ehren durch König Karl, Karls des Großen Sohn, 
nach ihrem Namen Cignavia oder Schwanenfeld benannt worden, wie 
auch die Reime am Rathaus vor Alters bezeugt haben, welche also 
gelautet: 
Schwanhildis gherrscht an diesem Ort, 
Nach ihr Schwanfeld genannt ward. 
Dieser Name ist eine lange Zeit gebräuchlich gewesen, nämlich 
bis auf Kaiser Heinrich des Ersten Zeiten, der Ursach gegeben, den 
Namen zu verändern und die Stadt vom Verzwicken Zwicka zu nennen. — 
Etliche meinen, der Name sei daher gekommen, weil der Kaiser drei 
Schwanen zur Zeit der Erbauung habe sehen auf der Mulde schwimmen, 
so hätte er die Stadt davon genannt. Es haben zwar etliche noch 
andere Meinungen, aber sie können doch dieser nicht vorgezogen wer- 
den. Denn sie sagen, Zwicka habe des Namens Ursprung von Zwick- 
bärten, welche die Zwickauer vor Zeiten getragen haben und sonsten 
nicht jedermann hat tragen dürfen, darauf sie auch sonderlichen sind 
privilegiert gewesen. 
  
Immisch hat in seiner Arbeit über die flavischen Ortsnamen im Erzgebirge 
(Annaberg, 1866) die Ableitung des offenbar flavischen Namens Zwickau als von 
Wiki, der Markt, möglich hingestellt, so daß derselbe dann mit Wikow, dem wendi- 
schen Namen für Elsterwerda, gleichbedeutend wäre und so viel als Marktplatz heiße. 
Jedenfalls entwickelte sich die Ansiedlung infolge ihrer günstigen Lage sehr bald zu 
einem Handelsplatze; sie lag an den alten Verkehrswegen nach Böhmen zwischen 
Leipzig und Rürnberg, mußte also besonders im Mittelalter eine Station des Handels- 
verkehrs zwischen Nord= und Süddeutschland werden. 
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