527. Von dem Namen der Stadt Marienberg.
(Kirchengalerie v. Sachsen, 12. B., S. 207.)
Das Gebiet der Stadt Marienberg wurde am 29. April 1521
von Dr. Ulrich Rülein von Kalbe, Bürgermeister zu Freiberg, welcher
im Jahre 1497 Annaberg hatte messen helfen, abgesteckt. Es soll nun
Herzog Heinrich die neue Stadt deshalb Marienberg genannt haben,
weil sie gleichsam wie eine Tochter aus den Annabergischen Bergwerken
entsprungen wäre, oder weil sich bei neulichen Zeiten der Jungfrau
Maria Eltern, Anna und Joachim, sehr wohl und reich im Bergbau
dieser Gegend zu St. Annaberg und in Joachimsthal bezeiget, habe er
solches zum guten Glücke gethan und gemeint, die Tochter werde nicht
minder als die Eltern sich wohl lösen.
Es ist bemerkenswert, daß sich in den Städtenamen des Erzgebirges die ganze
beilige Familie, nämlich die Eltern der Maria, Joachim und Anna, durch Joachims-
thal und Annaberg und die Eltern Jesu, Josef und Maria, durch Josephsstadt und
Marienberg vertreten findet. Aus Josephsstadt entstand durch zusammenziehung Jöh-
stadt, das als Dorf Gißdorf hieß. Joachimsthal soll nach Meltzer, (Bergkläufftige
Beschreibung der löblichen Bergk-Stadt Schneeberg, 1684, S. 26) anfangs von den
Bergleuten blos Thal genannt worden sein, „dahero auch dieses Geschrey beym An-
fang desselbigen Bergkwerks entstunde: Im Thal, im Thal, mit Mutter mit all!“
528. Ursprung und Name von Elterlein.
(Lindner, Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des sächs.
Erzgebirges, 1. H., Annaberg, 1844, S. 57. Grundig, Neue Versuche
nützlicher Sammlungen 2c., 1. B., 1750, S. 99. Joh. Poeschel im
Glückauf, Jahrbuch für das Erzgebirge, 1884, S. 168 2c.)
Vor Jahrhunderten breitete sich eine dichte Waldung von der
Gegend von Elterlein bis Wiesenthal aus. Reisenden war in der
Nähe, wo jetzt Elterlein liegt, ein Altärlein für die Andacht aufgerichtet,
um welches sich bald einige Häuserlein erhoben, die Schutz und Nahr-
ung gewährten. Sie hießen die Häuser am Altärlein und gaben An-
laß für die allmählige Erbauung des Städtchens, welches in seinem
Ratssiegel ein Altärlein mit zwei Kerzen und einem Kelche bis zur
Stunde führt. Lange Zeit noch erhielt sich die Tradition, daß die
Reisenden gemeiniglich unterwegs den Vorsatz gefaßt: „wenn wir zum
Altärlein kommen, wollen wir uns Messe halten lassen; daher sei es
gekommen, daß der Ort selbst nach und nach Altärlein, oder wie
man jetzt schreibt, Elterlein sei genennet worden.“
Nach Richters „Umständlichen aus zuverlässigen Nachrichten zu-
ammengetragenen Chronica der im Meißn. Obererzgebirge gelegenen
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