ein Bock, das einzige Eigentum eines armen Gärtnersohns, –7
laufen. Sein Herr, der ihn gesucht, habe ihn endlich mitten unter
den kostbaren Arzneikräutern wohlbehalten wieder gefunden, habe sich
den Platz genau gemerkt und sei dann durch das Sammeln und den
Verkauf jener Kräuter sehr bald wohlhabend geworden. Nach und
nach hätten sich daselbst mehrere niedergelassen und den neuen Wohn-
ort zur Erinnerung an seinen Ursprung Bockau genannt.
Historisch ist, daß der Kräuter= und Medikamentenhandel der Bockauer erst
gegen das Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts begann. Die in dem
Orte wohnenden Schachtelmacher, und unter diesen zuerst zwei Brüder Weiß, füllten
ihre Schachteln anfänglich mit gedörrten medicinischen Wurzeln und Kräutern, welche
sie an Apetheker und Laboranten und später auch als Hausmittel an andere Leute
verkauften. (Körner, Nachrichten von Bockau, S. 346—355).
In der Einleitung zum ersten Abschnitte des Sagenbuchs wurde bereits darauf
hingewiesen, daß der Name des Ortes nicht von dem flavischen böh, d. i. Gott,
sondern von dem slav. buk, die Buche, und dem davon gebildeten Adjektivum
bukowy abzuleiten ist. Aus bukowy entstand Bockau, was wir demnach mit Buch-
wald oder Buchholz zu übersetzen hätten. Dasselbe gilt auch von dem Ortsnamen
Bockwa bei Zwickau. Bockau und Bockwa wurden in früherer Zeit mit u ge-
schrieben. (Immisch, a. a. O., S. 8.)
553. Ursprung des Ortsnamens Remse.
(Kirchengalerie von Sachsen, 12 B., S. 87.)
Der Name des Kirchdorfes Remse zwischen Glauchau und Wal-
denburg scheint auf das lateinische remissa, die Erlassung, hinzuweisen.
Eine Sage erzählt, es habe sich in dem früher daselbst befindlichen
und in dem 12. Jahrhundert gestifteten Nonnenkloster ein wunder-
thätiges Marienbild befunden, zu dem die Ablaß Suchenden aus der
Nähe und Ferne wallfahrteten. Von einem Erker des jetzt sogenann-
ten roten Stockes aus habe dann der Probst den Segen erteilt und
die Gläubigen mit den Worten entlassen: „Deccata sunt vobis re-
missa“ (d. h. die Sünden sind euch vergeben). Daher der Name
Remse.
554. Der Ursprung der Bergstadt Sebastiansberg.
(Comotovia, 2. Jahrg. 1876., S. 10.)
Es wird erzählt, daß im Jahre 1364 der Prager Bürger Joh-
lin Rotlöw mit Bewilligung Karls IV. seinen besten Bergmeister in
die Gegend des Gebirgs, wo jetzt Sebastiansberg liegt, sandte, um
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