schließlich zu einer Stadt emporhob. Die über dem Röhrbrunnen am
Marktplatze in Falkenau sich erhebende Bildsäule stellt einen Falkner
dar, der ein Hüfthorn am Schulterbande und einen Hund zur Seite
hat. Es soll dies die Statue jenes Falkners sein, der als Gründer
der Stadt gilt und dessen Name im Volksmunde „Wastel“ (Se—
bastian) heißt.
Fr. Bernau (Comotovia 4, S. 98) hält es zwar für nicht unmöglich, daß
auf dem am rechten Egerufer sich hinziehenden Wiesenlande vielleicht im 12. Jahrhun-
derte, da sich in Böhmen nicht bloß Edelleute, sondern auch selbst Geistliche dem Jagd-
vergnügen mit Leidenschaft hingaben, eine Falkenbeize errichtet war, doch hält er mehr
dafür, daß zu obiger Sage bloß der Ortsname den Stoff geliefert habe. In dem
Stadtwappen von Falkenau wurde seit ältester Zeit ein Falke geführt und es ist daher
jedenfalls die in der Stadt in jetziger Gestalt erst 1724 errichtete Falknerstatue nur
eine Ausschmückung des Stadtwappens.
Vom „Falken“ abgeleitete Ortsnamen treten überhaupt häufig sowohl in deut-
schen, als auch flavischen Gebieten auf; der historische Ursprung dieser Benennungen
ist aber wohl immer unbekannt. Nur von dem Dorfe Sokolec (Sokol -Falke)
bei Podiebrad wird erzählt, daß man daselbst noch im 16. Jahrhundert für die Po-
diebrader Jäger Falken abgerichtet habe. Dieses slavische Dorf besitzt also zu seinem
Namen eine gleiche Sage wie unser im deutschen Gebiete liegendes Falkenau.
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557. Die Entstehung des Namens Neudeck.
(Ed. Wenisch in der Erzgebirgs-Zeitung, 2. Jahrg., S. 4.)
In der sehr industriellen, am Rohlauflüßchen gelegenen Stadt
Neudeck zieht der sogenannte Turmbergfels unsere Aufmerksamkeit auf
sich. Er besteht aus mehreren über einander liegenden Granitblöcken.
Auf diesem Felsen steht ein uralter Glockenturm, der ehedem zu einer
Burg gehört haben soll, welche von einem Raubritter bewohnt wurde.
Diesem Turme verdankt Neudeck, wie folgende Sage berichtet,
seinen Namen.
Einstmals verirrte sich auf der Jagd ein Jäger im dichten
Walde und wußte nicht, wo ein und aus. Schon viele Stunden
hatte er im Waldesdunkel nach einem rettenden Pfade gespäht, da
kam er auf den Hochtannenberg und stieg dort, um sich in der Gegend
zurecht zu finden, auf eine hohe Tanne. Hocherfreut sah er östlich im
Thale ein Gebäude stehen, welches neu eingedeckt war. Darauf ging
der ermüdete Waidmann zu und fand daselbst den alten Turm, neben
dem ein Häuschen stand, welches ein Schmied, namens Waldesel, be-
wohnte. Er trat in die Schmiedewerkstätte. „Lieber Waldesel“, redete
äer den alten Meister an, „dem neugedeckten Turme da verdanke ich
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