Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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siedel gehörige Ortschaft Brüderwiese soll ihren Namen diesen drei 
Brüdern verdanken. Man vermutet, daß sich daselbst ihre Einsiedelei 
befand, denn in der Kirche zu Seiffen zeigt man eine alte Glocke, 
welche in der Brüderwiese aufgefunden worden sein soll und die mög— 
licherweise der Klause der drei Einsiedler einst angehörte. 
Auch das Dorf Einsiedel bei Chemnitz soll seine Entstehung 
einem Einsiedler verdanken, der in frühesten Zeiten dort gehaust hat. 
  
Bei der früheren Unsicherheit des Reisens auf den alten Verkehrsstraßen durch 
unwirtliche Gebirge nahm die Kirche derartige Straßen vielfach unter ihren Schutz. 
Klosterbrüder bauten sich an ihnen in der Wildnis Klausen, um die Reisenden mit 
geistlichem Troste zu versehen und ihnen wohl auch leibliche Pflege angedeihen zu 
lassen. Die Namen von Dörfern, welche an den Plätzen solcher Einsiedeleien, an 
denen sich vielleicht auch Kopellen befanden, später entstanden sind, ebenso wie die 
Namen von Brunnen oder Anhöhen u. s. w., haben die Erinnerung an derartige 
Stationen erhalten. Es ist wohl möglich, daß auch der Ursprung unserer beiden 
Ortschaften auf die Niederlassung solcher Klosterbrüder zurückzuführen ist. Eine der 
alten Handelsstraßen führte von Sayda über Purschenstein und das jetzige Einsiedel 
nach Böhmen. (S. auch Dr. Alfr. Moschkau, Oybin-Chronik, S. 197.) 
  
564. Der Name der Halsbrücke bei Freiberg. 
(Gräße, Sagenschatz d. K. S., N. 294.) 
In der Nähe der Dörfer Rothenfurth und Halsbrücke bei Frei- 
berg führt eine Brücke über die Mulde, welche man die Halsbrücke 
nennt. Die Sage erzählt, sie habe ihren Namen davon erhalten, daß 
der Bote, welcher Kunzens von Kauffungen Begnadigung vom Kur- 
fürsten überbringen sollte, hier, weil die Brücke von den Fluten der 
sehr angeschwollenen Mulde weggerissen worden war, aufgehalten ward, 
also nicht zu rechter Zeit eintreffen konnte und so Kunz seinen Hals 
hergeben mußte. 
  
565. Die Namen von Ortmannsdorf, Mülsen St. Niklas 
und St. Jakob. 
(Mitgeteilt vom Lehrer R. Schlegel aus Hartenstein.) 
Als in früheren Zeiten im jetzigen Ortmannsdorf, Mülsen St. 
Niklas und St. Jakob eine furchtbare Pest wütete, sollen in diesen 
Dörfern, welche damals andere Namen hatten, nur drei Männer, 
Ortmann, Niklas und Jakob, am Leben geblieben sein, nach deren 
Namen später die Dörfer benannt wurden. 
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