Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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und es heißt der Felsen, von dem herab der Pfarrer predigte, noch 
jetzt der Predigtstuhl oder die Kanzel. Rabenau aber, welches damals 
bis auf wenige Häuser niedergebrannt wurde, soll weiter auf der 
Höhe, in der Gegend des jetzigen neuen Kirchhofs gestanden haben. 
Nachdem die Kriegsfurie vorbeigezogen war, bauten sich die übrig ge— 
bliebenen Einwohner näher der Kirche wieder an. 
  
574. Das Brautbette bei Rabenau. 
(Mitgeteilt vom Dir. Ludw. Lamer in Hainsberg.) 
Die Tochter des letzten Herrn von Rabenau verliebte sich sterblich 
in den Junker Jeschke (Jesico) von Dohna. Der harte Vater ver- 
wehrte sie ihm aber und schlug seine Werbung rundweg ab. Rasch 
entschlossen raubte sie der edle Junker und feierte die Brautnacht und 
das Beilager gleich im Walde an der Stelle, die noch heute das 
Brautbette genannt wird. 
Übrigens soll in den Hainleiten zwischen dem Predigtstuhl und 
Brautbette, welche vormals zum Schlosse gehört haben sollen, eine 
ganze Braupfanne voll Gold vergraben sein. Näheres ist darüber 
aber nicht bekannt geworden. 
  
575. Der Katharinenstein bei Lauenstein. 
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, 4. Aufl., Prosaischer Anhang, No. 1.) 
Um das Jahr 1651 war Agnes Katharina von Bünau, geb. 
von Ponikau, Besitzerin von Lauenstein. Ihr Gemahl war auf einer 
Reise nach Mainz gestorben und hatte sie in Mutterhoffnungen zurück- 
gelassen. Im dritten Monat ihres Wittums gebar sie einen Sohn, 
der unter der sorgsamen Pflege der Mutter und einer Amme wohl 
gedieh. Der Knabe war wenig über das zweite Jahr alt, als einst 
an einem schönen Sommertage Frau Katharina mit der Amme ohn- 
weit des Schlosses auf jenem Hügel lustwandelte, welcher jetzt der 
Pavillon heißt. Als der Knabe in den Armen der Amme entschlum- 
mert war, sprach die Mutter: „Laß uns Blumen pflücken, damit wir 
ihn dann mit einem Kranze schmücken.“ Die Amme bettete das Kind 
an der Höhe des Hügels in das weiche Gras und half sodann der 
Herrin die Blumen zu dem Kranze pflücken. Da schoß plötzlich aus 
der Höhe über dem nahen Forste ein gewaltiger Raubvogel herab auf 
das schlummernde Kind, faßte es mit den Klauen und schwang sich 
damit in die Höhe. Doch schien des Knaben Last seinem Fluge *4 
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