Die Sage berichtet, daß die Pfaffengrüner, als sie einstmals
am Spitzberge das erste Kreuz aufgerichtet hatten, ein fröhliches Fest
feierten und sich auf dem Dudelsack eines aufspielen ließen, als ob
Kirmes gewesen wäre. Aber dieses Gedudel der Sackpfeifer war dem
Herrn im Himmel nicht wohlgefällig, insonderheit, weil die Pfaffen—
grüner dabei tanzten, denn er ließ mitten in Spiel und Tanz ein
Wetter heraufziehen. Während nun der Himmel ihnen mit seinen
Posaunen gehörig aufspielte, daß es eine Art hatte, als ob es die
Berge aufreißen wollte, fuhr plötzlich der Blitz in das Kreuz. Die
Pfaffengrüner sahen alsbald ihr Unrecht ein, sie krochen ganz mäus-
chenstille auf den Spitzberg und errichteten dort beim Rosenkranzbeten
ein neues Kreuz.
590. Der Dreimännerberg.
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 48.)
Gegenüber dem zwischen Schlackenwerth und Joachimsthal sich
erhebenden Braunsteine liegt der Dreimännerberg, allwo drei Männer
bis an die letzten Lebenstage getrachtet hätten, nach der Anleitung des
Eremiten „Jabes“ (Johannes Niavis oder Schneevogel) den schwarzen
Erzgang über dem Wolfsberge aufzumachen. Alle drei schlugen die
Schächte über dem Herrnackerberge nieder, weil sie den schwarzen
Gang so aufzuschließen im Sinne hatten, aber es blieb bei dem
„Glückauf!“ Und wenn sie hineinriefen in die Schächte, durch die
Stollen und mit dem Hammer und Schlegel frugen, der schwarze
Gang gab keinen Bescheid mit seinem tauben Gestein.
591. Der Nockenstein bei Schönheiderhammer.
(Lindner, Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des sächs.
Erzgebirges, II. H. Annaberg, 1847, S. 30.)
Dicht an der Straße von Eibenstock nach Schönheiderhammer
erhebt sich in der Nähe des letztgenannten Ortes ein zerklüfteter, hoher
Granitfels, der Rockenstein genannt. Die Sage erzählt, daß einst
ein tugendhaftes Mädchen mit ihrem Spinnrocken dem zudringlichen
Gelüst eines rohen Jünglings entflohen und Sicherheit auf diesem in
Wald gehüllten Granitfelsen gesucht, hier aber von ihrem Verfolger
entdeckt und von dem Felsen herabgestürzt worden, indem nur der Rocken
zurückgeblieben sei. 1
Diese Sage wurde jedenfalls später dem bereits bestehenden Namen des Felsens
hinzugedichtet. Die ganze Beschaffenheit des Felsens, auf dem möglicherweise früher
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