Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

ein loser, hin und her zu wiegender Block lag, spricht dafür, daß unser Rockenstein 
identisch mit den „Rogensteinen“ oder „Rocksteinen“ Schwedens ist. Letztere sind 
„solche Felsstücke, welche eine Lage haben, als wären sie genau auf ihren Schwer— 
punkt gelegt, so daß sie mit geringer Kraft hin und her bewegt werden können.“ 
(Afzelius, Volkssagen und Volkslieder aus Schweden, I. Leipzig, 1842, S. 44.) — 
Noch sei es gestattet, wenn wirklich der Rockenstein früher ein Rock= oder Wackel- 
stein war, die Frage anzuschließen: War derselbe ein heidnischer Opferstein? Die 
Wackelsteine, die man mit den keltischen Wagsteinen vergleichen kann, waren jeden- 
falls heidnische Opferstätten oder Beratungsorte und dienten auch als Orakel bei 
Prüfung der Frauentreue. Dann könnte unsere Sage aber auch eine schwache Erinne- 
rung der altgermanischen Menschen= und insbesondere Jungfrauenopfer erhalten haben. 
Darauf würden überhaupt manche Sagen von Jungfern= und Mägdesprüngen zurück- 
zuführen sein, (S. auch Nork, Sitten und Gebräuche der Deutschen, S. 353). 
Auf dem Oybin bei Zittau zeigt man einen solchen Jungfernsprung, d. h. die 
Stelle, von wo einst ein verfolgtes Mädchen hinabgesprungen sein soll. Noch ehe 
auf dem genannten Felsen ein Schloß und ein Kloster standen, war daselbst eine 
heidnische Kultusstätte, und schon Karl Preusker sprach in seinen Blicken in die 
vaterländische Vorzeit (III. S. 176.) die Vermutung aus, es könne die Sage vom 
Oybiner Jungfernsprunge eine Erinnerung an ein ehemaliges Menschen= resp. Jung- 
fernopfer sein. (Moschkau, Oybin-Chronik, S. 10—13.) 
Dürfte man etwas Ahnliches auch bei unserer Sage vom Nockensteine vermuten? 
592. Ursprung des Namens Riesenberg bei Sosa. 
(Hecht, Geschichte des kursächs. Bergfleckens Sosa, 1778, S. 15.) 
Der zweithöchste Berg in der Umgebung des Dorfes Sosa bei 
Eibenstock ist der Riesenberg, auf welchem der Sosaer Bach entspringt. 
Die Bergleute haben auf diesem Berge oft Menschenknochen von einer 
besonderen Größe gefunden. Daher ist der Name des Berges ent- 
standen. 
593. Deutung des Bergnamens Mehltheuer bei Stein. 
(Grundigs Nachricht vom ehemaligen Schlosse Eisenburg in Kreisig, 
Beiträge zur Hist. d. Churs. Lande, 2. T., S. 383.) 
Zwischen Schloß Stein und Niederschlema erhebt sich am rechten 
Muldenufer ein bewaldeter Berg, der Mehltheuer genannt. Derselbe 
soll seinen Namen davon haben, daß auf ihm in teurer Zeit Mehl 
hervorgequollen sei. 
594. Der Claußberg in Schneeberg. 
(Meltzer, Hist. Schneeberg., 1716, S. 24.) 
Die dem Kirchberge gegenüberliegende Anhöhe in Schneeberg, 
auf welcher das K. Seminar steht, führt den Namen Claußberg. 
—. 
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