Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
600. Von den Namen einiger Brunnen. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 252 und 253. Erzgebirgs-Zeitung, 
1. Jahrg., S. 67. Bahn, Hist. Nachrichten von Frankenberg und 
Sachsenburg, S. 17. Richter, Chron. von Chemnitz, S. 36. Merkels 
und Engelhardts Erdbeschr. v. Kursachsen, 2. B., S. 200.) 
1) Der Jüdenbrunnen bei Kühnheide, dessen in einer alten 
Berg= und Mönchsschrift gedacht wird, wurde vorzeiten von den Jüden 
und Wallonen der Goldkörner wegen besucht. 
2) Mit dem Wasser des Löffelbrunnens auf Satzunger und 
Preßnitzer Revier hat man in Kriegszeiten die Kinder getauft. 
3) An dem Traubrunnen zu Steinbach hat man in Kriegs- 
läuften die Eheleute getraut. 
4) Der kurfürstliche Jagdbrunnen liegt eine Meile von 
Crottendorf nach dem Eisenberge zu. Aus ihm hat Johann Georg I. 
im Jahre 1613 oft getrunken und dabei gerühmt, daß ihm kein Wein 
noch Bier besser geschmeckt habe. Er ließ auch den Brunnen für seine 
Jäger einzimmern, die letzteren aber schnitten daneben in einen Baum 
eine Trinkkanne ein, die Vorbeigehenden des gesunden Wassers zu 
versichern. 
5) Der süße Kühl= und Löschbrunnen zu Schlettau. Am 
23. Febr. 1646 lief der Waffenstillstand zwischen Kursachsen und den 
Schweden zu Ende. General Wrangel kam mit 20 Regimentern über 
den Preßnitzer Paß und hatte das Hauptquartier in Schlettau bezogen. 
Der linke Flügel lag im Felde und im Grunde bei den Teichen. Da 
standen viel Oberste zu Roß und Fuß bei einem frischen Brünnlein, 
zogen ihre silbernen und vergoldeten Becher heraus, schöpften Wasser, 
löschten den Durst auf das annabergische Bier, und lobten und priesen 
dabei das gute, gesunde Wasser viel höher als Bier. 
6) Am Fuße des Hochleitenberges bei Pürstein befindet sich ein 
Brunnen, dessen Wasser aus den Felsen hervordringt, und heißt Fin- 
kenbrunnen. Nach einer alten Sage haben dort drei Monarchen 
bei einem Labetrunk dieses Wassers sich zum Bunde vereinigt. 
* 7) In einer Waldung bei Frankenberg, das Gehege genannt, 
in welcher die Kurfürsten öfters gejagt haben, sind zwei Börner, welche 
die Goldbörner heißen, davon eine Sage ist, daß der Kurfürst 
Johann Georg I., glorwürdigsten Andenkens, auf der Jagd daraus 
1getrunken und dazu gesagt habe: „Das Wasser ist Goldes #TPy 
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